Pest – dieses Wort klingt nach finsterem Mittelalter, nach Menschen mit vogelähnlichen Pestmasken, nach qualmenden Scheiterhaufen und nach Massengräbern weit draußen vor der Stadt. Der schwarze Tod, wie die Pest auch genannt wurde, hat im Europa des Mittelalters ganze Landstriche verwüstet und ganze Städte entvölkert. Aber so schrecklich die Pest auch gewütet hat, sie hat zu einem grundlegenden Umdenken in der Medizin geführt. Die Erfahrungen mit einer solch schweren Infektionskrankheit gehört zu den wichtigsten Erkenntnissen der Medizin und prägt sie bis heute.
Was genau ist die Pest?
Bei der Pest handelt es sich um eine schwere Infektionskrankheit, die vom Bakterium Yersinia pestis ausgelöst wird. Unterschieden wird die Krankheit in Beulen- und in Lungenpest, wobei die Lungenpest die schwerere Form ist, da sie von Mensch zu Mensch übertragen wird. Die Beulenpest wird hingegen von Ratten übertragen, die das Bakterium an den Menschen weitergeben. Lange glaubte man, die Pest sei ein für alle Mal überwunden, aber noch vor 100 Jahren sorgte sie in England für viele Todesfälle und in einigen Ländern der Dritten Welt mit niedrigen Hygienestandards flammt sie immer mal wieder auf. Streng genommen ist die Pest keine Krankheit des Menschen, sie ist vielmehr eine Krankheit, die Tiere befällt und damit eine sogenannte Zoonose.
Welche Symptome der Beulenpest sind möglich?
Was die Pest so gefährlich macht, das ist die Inkubationszeit, die stark schwankt. Von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen kann es einen Tag dauern, es können aber auch bis zu sieben Tage vergehen. In dieser einen Woche kann ein Infizierter viele andere Menschen anstecken, ohne zu wissen, dass er überhaupt krank ist. Handelt es sich um die Beulenpest, dann bilden sich die für die Krankheit typischen Beulen auf der Haut. Zunächst ist nur das Lymphsystem betroffen, nach einigen Tagen breitet sich die Krankheit dann aus, die geschwollenen Lymphknoten verfärben sich blau, die Beulen werden hart und schmerzen. Die Betroffenen bekommen hohes Fieber, sie klagen über Kopfschmerzen und leiden unter starkem Schüttelfrost.
Welche Symptome hat die Lungenpest?
Bei der Lungenpest wandert das Bakterium nicht in das Lymphsystem, sondern direkt in die Lunge. Die ersten Anzeichen treten schon nach wenigen Stunden auf, sobald der Erreger die Lunge erreicht hat. Zunächst leiden die Betroffenen unter Fieber und fühlen sich schwach, am zweiten Tag kommt dann ein blutiger Husten dazu und die Patienten klagen über Schmerzen in der Brust. Der Puls rast, der Patient ringt verzweifelt nach Luft und durch den starken Husten kommt es immer wieder zu Bauchschmerzen und Erbrechen.
Wie wird die Krankheit behandelt?
Wenn die Diagnose feststeht, dann muss der Patient sofort isoliert werden. Das Krankenzimmer darf nur unter sehr strengen Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen betreten werden und jeder Kontakt zur Außenwelt wird untersagt. Dank Antibiotika lässt sich die Pest heute gezielt behandeln. Zur Auswahl stehen Mittel wie Doxycyclin, Chloramphenicol, Gentamycin, Streptomycin oder auch Tetracyclin. Überlebenswichtig ist eine schnelle Diagnose, denn nur so können mögliche Komplikationen wie zum Beispiel eine Sepsis, verhindert werden. Allerdings wirken nicht alle Antibiotika, wie ein Ausbruch der Pest auf Madagaskar gezeigt hat. Das Bakterium ist gegen einige Mittel resistent und diesem Fall muss ein anderes Antibiotikum verwendet werden. Um ganz sicher zu sein, dass der infizierte Patient auch niemanden mehr mit der Beulenpest ansteckt, muss er für mindestens zwei Tage nach dem Beginn der Therapie mit Antibiotika isoliert bleiben, bei der Lungenpest sollten es sogar vier Tage sein. Wenn die Pest rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt wird, dann ist die Prognose gut und fast jeder Patient überlebt die Krankheit. Bleibt die Beulenpest jedoch unbehandelt, dann sterben in der Regel zwischen 50 und 60 % der Erkrankten, bei der Lungenpest sind es nahezu alle Patienten, die nicht überleben.