PTAs und ihr Gehalt: ein schwieriges Thema. Ein Dauerthema. Bald stehen uns 2,5 Prozent mehr Lohn zu – immerhin. Viele Berufsanfänger sind beim Anblick ihrer Kontoauszüge bitter enttäuscht. Ja, es ist wenig – aber liest denn niemand VORHER den Tarifvertrag?
Am Ende dieses Monats steigt das Gehalt vieler Apothekenmitarbeiter um 2,5%, denn: Die Tarifparteien haben sich geeinigt. Die Freude ist bei vielen groß. Obwohl der PTA-Beruf ein sehr gefragter und häufig gesuchter ist, so ist das Gehalt laut „apotheke- adhoc“ nur ausreichend, um gerade so knapp über der Armutsgrenze zu schweben – bei einer Vollzeittätigkeit! Das ist allerdings keine neue Erkenntnis, selbiges ist der DAZ bereits 2008 aufgefallen. Doch was bringt uns das nun? Zunächst einmal wundere ich mich, dass die PKA bei all dem Bedauern, das für die PTA aufgebracht wird, nicht laut aufschreien, denn die erhalten nochmal deutlich weniger Lohn!
Ich denke es ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite haben wir viele durchaus leistungsbereite Frauen, die bei den Löhnen, die in der Industrie gezahlt werden, feuchte Augen bekommen. Beim kleinsten Angebot, das aus Richtung der Pharmareferenten kommt, wird begierig an deren Lippen gehangen. Ich habe das vor allem in meinem PTA-Forum festgestellt, wo neue Stellenangebote aus Apotheken so gut wie nie interessiert betrachtet werden, während sich unter Angeboten aus der Pharmazeutischen Industrie innerhalb weniger Stunden bereits knapp 300 Kommentare und Likes befinden.
Unser Gehalt ist keine Überraschung
Aber ist Geld denn alles? Bei allem Verständnis, den ich für den Frust vieler Mit- PTAs habe: Hat sich denn niemand den Gehaltstarifvertrag betrachtet BEVOR der Beruf ausgewählt wurde? Die Bezahlung in den Apotheken war ja nun noch nie besonders üppig. Auch auf die Gefahr hin mir jetzt keine Freunde zu machen – wir haben einen wirklich tollen und abwechslungsreichen Job, der uns körperlich und geistig im Normalfall nicht ständig die maximale Höchstleistung abverlangt. Wer das anders sieht, weil er 8 Stunden täglich ohne Unterbrechung im HV steht, oder ständig ein extrem hohes Maß an Verantwortung tragen muss, weil er vielleicht den vollen Tag im Ganzkörperkondom in einem Reinraumlabor Zytostatika herstellt, oder jedes Jahr 10 kostenpflichtige, umfangreiche Fortbildungen besucht: Es steht allen frei in die Verhandlung zu gehen, um für sich selbst mehr zu erhalten.
Es sind meines Erachtens oft unwirkliche Vorstellungen, die so manche junge Dame hat, die frisch in diesen Beruf einsteigt. Aber das ist, glaube ich, überall ähnlich. Was ich viel erschreckender finde ist, dass wir tatsächlich alle einmal in die Gruppe der Menschen mit Altersarmut fallen. Denn bei unserem Verdienst werden wir, auch wenn wir Vollzeit arbeiten (was nur etwa 40% der PTA tun), wahrscheinlich irgendwo bei 1000€ im Monat herauskommen, von denen noch Krankenkassenbeiträge und Steuern zu entrichten sind. Also Mädels: Vorsicht mit Teilzeit oder Minijobs! Auch wenn das vielleicht momentan gemütlich ist, weil der Partner gut verdient: Im Alter rächt sich das ganz bitter!
Wohin fließt das „große Geld“?
Kommen wir zur anderen Seite: Ist also der Arbeitgeber der Böse? Der, der sich die Taschen mit Geld vollstopft? Der den braven Mitarbeitern nur einen Hungerlohn gönnt? Mitnichten - das Gegenteil ist der Fall. Ein durchschnittlicher selbständiger Apotheker verdient kaum mehr als ein angestellter Apotheker - das ist bedenklich. Warum sollte also ein junger Pharmazeut, frisch aus dem Studium kommend, sich hoch verschulden, auf Jahre binden und mit 14 Tagen Urlaub im Jahr auskommen müssen, wenn er die Wahl hat?
Fakt ist: In der Apotheke lässt sich nicht das große Geld machen. Und das zählt sowohl für die Arbeitgeber als auch die Arbeitnehmer. Aber es ist ein vielseitiger und interessanter Job bei dem in der Regel noch Zeit bleibt, um mit den Kolleginnen und Kollegen zwischendurch mal einen Kaffee zu trinken. Und er macht wirklich Spaß, ganz besonders wenn man ein so tolles Team zusammen hat wie bei uns. Meine Kollegin Bergen hat es letzte Woche schön gesagt: „Ich komme morgens immer gerne zur Arbeit, weil wir hier alle wie eine kleine Familie sind.“ Und als wir im Team kürzlich gefragt wurden, wie unser Chef denn so sei, kam die Antwort von uns: „Wir haben keinen Chef, wir haben einen Kollegen.“ Und was will man mehr?