Bringt ein Fidget Spinner irgendetwas? Die Frage stellte ich mir spätestens vor 14 Tagen, als mein nicht-neurotypisches ADHS-Kind unbedingt so einen haben wollte. Nicht etwa, weil es damit ruhiger würde, sondern weil ALLE in der Klasse so ein Ding haben und damit rumspielen.
Eigentlich ist der Trend ja schon wieder vorbei. Oder? Fidget Spinner haben derzeit eine riesige Nachfrage und nerven die Lehrer von der Grundschule bis zum Abitur. Was soll nun so ein Dreh-Ding bewirken? Und hilft es?
Spielzeug mit therapeutischer Wirkung?
Wer sich ein wenig im Bereich von Autismus und ADHS bewegt bzw. sich mit Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsbesonderheiten beschäftigt, kennt die Bewegungsunruhe und das häufige „Spielen“ mit Gegenständen. Was früher das Kauen am Bleistift, Kaugummikauen, das Spielen mit dem Radiergummi oder vielleicht das Zeichnen während der Unterrichtsstunde war, sollen heute die Spielgeräte für den Zappelphilipp erledigen.
Tatsächlich kenne ich zahlreiche Kids, die besser oder klarer „denken“ und aufpassen können, wenn man ihnen Tätigkeiten erlaubt, bei denen sie ihr Gehirn über motorische Aktivitäten beschäftigen. Wir sprechen dann auch davon, dass die Kinder „sich richtig machen“ und möglicherweise eine Form der positiven Selbstaktivierung und auch Dopamin-Freisetzung über Bewegung brauchen.
Alles kann, nichts weiß man
Im weitesten Sinne geht es also in einen Bereich, den man in der Autismus-Forschung auch als Stimming bezeichnet. Also eine Selbststimulation über monotone Tätigkeiten oder Bewegungen (z.B. Schaukeln), die aber gleichzeitig einen beruhigenden Effekt haben.
In diesem Sinne könnte auch ein Fidget Spinner bei dem ein oder anderen Autisten oder ADHSler einen positiven Effekt haben. Dagegen würde ich nicht davon ausgehen, dass nun eine übermäßige innere Unruhe oder Bewegungsenergie dadurch besser würde. Dazu wären Bewegungspausen bzw. kindgerechte Bewegung sicher günstiger.
Lehrer sagen immer öfter nein
Schließlich gibt es überhaupt keinen Beleg dafür, dass ein Fidget Spinner dem Anwender mehr nützt als dass er ihn (und natürlich auch sein Umfeld) ablenkt. Zumindest kann man es so pauschal eben nicht sagen und schon gar nicht mit wissenchaftlichen Untersuchungen belegen.
So schön das „Spinnen“ auch aussehen mag, so lenkt es aus meiner subjektiven Wahrnehmung doch mehr ab, als es nun die Konzentrationsfähigkeit fördert. Es ist mehr ein Gimmick bzw. Spielzeug und kein therapeutisches Hilfsmittel. Nicht zuletzt deshalb wurden die Dinger in vielen Schulklassen schon wieder verboten.