Jährlich werden deutschlandweit rund 800 Tonnen Antibiotika verordnet. Wie sich die einzelnen Wirkstoffe entwickeln, insbesondere in Bezug auf rückläufige und steigende Resistenzen, kann man im aktuellen Bericht der GERMAP 2015 nachlesen.
Kürzlich erschien GERMAP 2015, der vierte Bericht über die Entwicklung des Antibiotikaverbrauchs und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland. In der Humanmedizin kommen jährlich 700 bis 800 Tonnen Antibiotika zum Einsatz, 85 Prozent davon im ambulanten Bereich. Im Jahr 2014 gab es laut Wissenschaftlichem Institut der AOK 45 Millionen Verordnungen und 448 Millionen Tagesdosen.
Die Verordnungsdichte hat sich kaum verändert, das Volumen hingegen schon, zumindest was Beta-Lactam-Antibiotika betrifft: Die Zahl der Verordnungen hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Der Hauptgrund dafür ist der stark erhöhte Verbrauch von Cefuroxim-Axetil. Außerdem muss man regionale Unterschiede berücksichtigen, denn in den westlichen Bundesländern werden deutlich mehr Beta-Lactam-Antibiotika eingenommen als in den neuen Bundesländern.
Wenn man nach der Tagesdosis geht, ist Amoxicillin nach wie vor das Antibiotikum, das am meisten verordnet wird, Cefuroxim-Axetil kommt aber schon an zweiter Stelle. Auch im Krankenhaus waren Beta-Lactame und Fluorchinolone die meistverordneten Antibiotika. Auf Intensivstationen waren die Einnahmen mehr als doppelt so hoch wie auf Normalstationen.
Hinsichtlich der Resistenz gab es in den letzten Jahren deutlich erkennbare Veränderungen. Die Häufigkeit der Makrolid-Resistenz bei den Pneumokokken von Patienten mit invasiven Erkrankungen sank: Waren es 2007 noch 16,2 % bei den Erwachsenen und 20,8 % bei den Kindern, reduzierte sich der Anteil im Zeitraum 2013 bis 2014 auf jeweils 10 %. Bei der multiresistenten Tuberkulose wurde mit 3,4 % der höchste Wert seit 2001 festgestellt. Was die beiden häufigsten Salmonella-Serovaren angeht, ist das Resistenzniveau sehr unterschiedlich: Während 95 % sensibel gegen Antibiotika bei Serovar-Enteritis-Isolaten sind, weisen die meisten Serovar-Typhimurium-Stämme hingegen eine Mehrfachresistenz auf.
Der Bericht macht deutlich: Viele Resistenzen bei bakteriellen Infektionserregern konnten bereits stabilisiert werden. Breitspektrum-Antibiotika werden weiterhin sehr häufig verabreicht, ganz besonders Cephalosporinen und Fluorchinolonen – die rationale Antibiotikaverordnung sollte in diesen Bereichen also weiterhin fortgesetzt werden.
Ein ähnlicher Trend lässt sich in der Veterinärmedizin beobachten: Während die Abgabemenge seit 2011 von 1.706 Tonnen jährlich auf mittlerweile 1.238 Tonnen gesunken ist – also beachtliche 27 % in vier Jahren –, stieg der Wert bei Fluorchinolonen von 8,2 auf 12,3 Tonnen. Den vollständigen Bericht finden Sie hier.