Erstmals konnte bei Bakterien ein wichtiger Prozess der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen beobachtet werden. Diesen Vorgang hielten Mikrobiologen in einem beeindruckenden Video fest. Sie erhoffen sich neue Ansätze für die Bekämpfung von Resistenzen.
© Indiana University Nach Angaben der WHO sterben jährlich etwa 700.000 Menschen an den Folgen einer Antibiotikaresistenz. Ein wichtiger Prozess bei der Verbreitung von Resistenzen ist die Fähigkeit von Bakterien schnell neue genetische Eigenschaften zu erwerben. Das ist durch den sogenannten horizontalen Gentransfer möglich: Dabei überträgt ein Bakterium genetisches Material in ein anderes bereits existierendes Bakterium, also nicht entlang der Abstammungslinie.
Forschern der Indiana University gelang es nun dank fluoreszierender Farbpigmente, den Vorgang in einem Video festzuhalten. Das Video zeigt erstmalig, wie sich ein Cholerabakterium mithilfe seines „Zellärmchens“ (Pilus) freie DNA angelt und sie anschließend in sich aufnimmt. Die Rolle des Pilus bei der Aufnahme von DNA ist zwar längst bekannt. Die neuen Videoaufnahmen zeigen jedoch, dass der Pilus mit dem neuen Erbgut auf einer bisher unbekannten Weise zu interagieren scheint. „Die Pore, durch die die DNA in die Zelle gelangt, ist extrem schmal. Dies ist ohne eine sehr genaue Steuerung durch die Pili absolut unmöglich“, so Courtney Ellison, die Autorin der Studie. Der Pilus ist etwa 10.000 mal dünner als ein menschliches Haar. Die Aufnahmen tragen wichtiges Wissen zu unserem Verständnis über die DNA-Aufnahme und die Entstehung von Resistenzen bei.
Quelle:
Retraction of DNA-bound type IV competence pili initiates DNA uptake during natural transformation in Vibrio cholerae. Dalia AB et al, Nature Microbiology, doi: 10.1038/s41564-018-0174-y; 2018