ADHS, Impfungen, Fieber, Schulwahl, Eltern, Geschwister und andere Krankheiten: Zur 50. PsychCast-Folge, dem feierlichen Jubiläum unseres kleinen Podcasts, haben wir die Ehre den Kinderdok, den bekanntesten bloggenden Kinderarzt in Deutschland zu Gast zu haben.
Besuch vom Kinderdok
In der Podcast-Folge mit dem Kinderdok stellen wir, Jan und Alex, zunächst fest, dass eine große Schnittmenge zwischen pädiatrischen Themen und psychosomatisch-psychiatrischen Themen besteht.
Nachdem wir den Kinderdok zunächst für seinen hochinteressanten Blog Kids and me bis über den grünen Klee gelobt haben, steigen wir thematisch in die Kinder- und Jugendpsychiatrie ein und stellen vor allem Fragen, die für uns als „Erwachsenenärzte“ und „Psychoärzte“ interessant sind und die in der Behandlung unserer Patienten häufig eine Rolle spielen.
Dauerthema Impfungen
Als Erstes sprechen wir über Impfungen und die häufig mangelnde Einsicht der Eltern diesem Thema gegenüber. Der Kinderdok beschreibt, dass Impfempfehlungen häufig ignoriert würden und dann die Verwunderung groß sei, wenn man mit gelben Augen und Fieber in Timbuktu im Krankenhaus liegen würde. Dieses Thema ist seit seinem Blogstart im Jahr 2006 ein Thema und verändere sich kaum. Schließlich kämen ja auch laufend neue Eltern dazu.
Wir erfahren, dass man als Kinderarzt viel präventiv arbeitet und Eltern rechtzeitig auf anstehende typische Probleme vorbereitet. Als Kinderarzt sei es keine gute Idee, den „Problemen“ nur hinterherzulaufen, wie es ja in der Erwachsenenmedizin noch zu oft der Fall ist.
Wie stellt der Pädiater ADHS fest?
Wir sprechen auch über ADHS aus Sicht der Kinder- und der „Erwachsenenmedizin“. So ist es für Kinderärzte teilweise schmerzlich, einen Patienten, der das 18. Lebensjahr erreicht hat, schlagartig abzugeben. Man kenne diese Patienten dann gut, sei mit ihren Erkrankungen inzwischen gut vertraut. Dies treffe insbesondere auf "ADHSler" zu.
Die Diagnose ADHS werde in der Praxis erst beim Eintritt in die Schule gestellt, weil die Defizite, die in der Kita noch weniger eine Rolle spielen, dann plötzlich auffallen: nicht still sitzen können, Impulsivität, Aufmerksamkeitsprobleme. Die Symptomatik müsste laut Diagnosekriterien im Kindergarten- und Schulalter begonnen haben, die Diagnose darf aber erst im Schulalter gestellt werden und nicht vorher. Die Problematik muss sich dann auf alle Lebensbereiche erstrecken und nicht nur auf den Schulbereich, auch wenn hier die Auffälligkeiten meistens erstmals sichtbar und zum wirklichen Problem werden.
ADHS-Behandlung bei Kindern: "Immer erstmal ohne Medikamente"
Wie hält es der Kinderdok in seiner Praxis mit ADHS-Medikamenten, wollte Jan wissen. „Ich fange erst gar nicht mit Medikamenten an", beschreibt der Blogger, „das liegt einfach auch daran, dass die Gabe von Methylphenidat so negativ konnotiert ist, dass die Eltern diese Medikation immer erstmal ablehnen. Die Eltern möchten es immer erstmal ohne probieren und das ist auch völlig in Ordnung und legitim.“
Eine ADHS-Behandlung sei in der Kinderarztpraxis immer multimodal, wozu eine Elternberatung, die Lehrer- und Patientenberatung gehöre, außerdem müsse ja auch „klein Piefke über sein Problem aufgeklärt“ werden, zudem gebe es verhaltenstherapeutische Maßnahmen. Ein großes Glück ist es, gute und verständnisvolle Lehrer zu haben, die ein betroffenes Kind gut unterstützen, sodass die ersten Schuljahre durchaus erfolgreich verlaufen können und der Weg auf die weiterführende Schule nicht verschlossen ist.
Mit diesem Regime kann man laut Kinderdok bereits sehr viel erreichen. In einem gut funktionierendem Systen könne das ausreichen. Nicht selten sei bei den Kinderdok-Patienten der Leidensdruck jedoch so groß, dass im Verlauf doch ein gemeinsamer medikamentöser Versuch unternommen werde, der dann häufig eine deutliche Besserung bringe.
Typische Eltersorgen: Geschwisterrivalität, Fieber und Schulwahl
Weitere Themen dieser Podcast-Folge im Spannungsfeld von Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatik und Psychiatrie sind der Umgang der Eltern mit typischen Krankheiten im Kindesalter, Kinder von psychisch belasteten oder kranken Patienten, das Dilemma der Schulwahl, Sprachenlernen im Kita-Alter, Geschwisterrivalität und vieles andere mehr.
Hier geht es zur gesamten Podcast-Folge zum Anhören.
Zur den Beiträgen von Kinderdok bei DocCheck geht es hier entlang.