Wenn der Chef in den Urlaub fährt, dann kommt es oft vor, dass in in der Vertretungszeit die PTA den Laden schmeißen – zu Besuch natürlich immer ein obligatorischer Aufpasser, der halt auch da ist und alle viel Geld kostet. Wie sinnvoll das ist, bleibt ungeklärt.
In der letzten PZ fand sich unter anderem diese Anzeige: „Älterer Apotheker ‚Alte Schule‘, selbst Inhaber, länger außer Dienst, ohne EDV und Computererfahrung aber fit, „sitzt“ ihre Vertretung aus. 600 €/ Woche + freies wohnen, 42 Stunden“
Gesetz ist Gesetz
Wir lachten anfangs über die unverblümte Art des Apothekers, zu sagen: „Gib mir 600 € die Woche plus freie Logis dafür, dass ich mir in deinem Büro beim Kaffee den Hintern plattsitze.“ Das Lachen bleibt einem aber schon irgendwie im Hals stecken, wenn man darüber nachdenkt, dass die Apotheke in der Vertretungszeit tatsächlich von den PTA geführt wird, und man einen Haufen Geld dafür ausgeben muss, dass ein „Grußonkel“ irgendwo herumsitzt und Däumchen dreht. Die ganze Situation ist absurd, verlogen und für die PTA demütigend – aber so will es das Gesetz nun mal.
Und diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen! Gut für die Apotheker im Ruhestand, die sich auf diese Weise noch ein Zubrot verdienen können. Spätestens wenn in ein paar Jahren die letzten Pharmazie-Ingenieure in den Ruhestand gegangen sind, die den Chef immer vertreten konnten, wenn der mal ein Wochenende frei haben, oder in den Urlaub fahren wollte. Dann werden die Apotheker, die vor lauter Angst, die angestellten PTA könnten zu aufmüpfig werden, wenn sie mehr Rechte und Pflichten bekommen, sehen, was sie davon haben.
Man kann uns ruhig mehr zutrauen
Immer wieder wurden in der letzten Zeit Stimmen laut, die davor warnen, so weiterzumachen wie bisher. Die dafür plädieren, PTA die schon fünf bis zehn Berufsjahre auf dem Buckel haben mit ein, zwei Zusatzsemestern zur Vertretung zuzulassen. Die Angst ist angeblich die, dass eventuell kommende Apothekenketten dann ganz auf Apotheker verzichten, und eine „Apotheke light“ schaffen.
Das wäre leicht zu unterbinden, wenn man festlegen würde, dass eine Apotheke als solche maximal vier bis sechs Wochen im Jahr ohne Apotheker geöffnet haben dürfte. Aber nein – lieber krampfhaftes Festhalten am Status quo als Privilegien aus der Hand geben und sich vielleicht einen Zacken aus der Krone brechen. Das ist so armselig.
Bitte nicht fürchten
Wer seinen eigenen Wert als Apotheker kennt, der hat keine Angst vor einer Vertretungs-PTA sondern freut sich darüber, dass es noch eine Berufsgruppe gibt, die sich mit vollem Herzen zur Apotheke bekennt und (noch) nicht frustriert in die Industrie abwandert. Aber es gibt offenbar einen neuen Hoffnungsschimmer: Nachdem es in den letzten Wochen und Monaten im Bereich „PTA Ausbildung“ viele Spekulationen gegeben hat, kommt nun etwas Bewegung in die Sache.
Denn die DAZ schrieb am 15.08., dass die Apothekengewerkschaft ADEXA mit dem BvPTA und der Bundesapothekerkammer „Gespräche über eine Novellierung der PTA Ausbildung führt“. Es wäre wirklich zu begrüßen, wenn die neue Ausbildung auf die Aufwertung des Berufes abzielt, und ich würde es den Neu- PTAs von Herzen gönnen. Auch wenn wir „Alten“ dann vielleicht außen vor bleiben.