Ein Urologe der Michigan State University kam zu dem Ergebnis, dass Achterbahnfahren Patienten dabei helfen kann, Nierensteine loszuwerden – Erfolgsrate: sensationelle 70 Prozent. Allerdings muss sowohl die Achterbahn als auch der Platz sorgfältig ausgewählt werden.
Seine Patienten berichteten wiederholt von Erlebnissen, die folgende These in den Raum stellten: Achterbahnfahren kann Nierensteine heilen. Professor Wartinger vom Department of Osteopathic Surgical Specialties an der Michigan State University initiierte deshalb eine Studie, um herauszufinden, ob die Geschichten tatsächlich der Wahrheit entsprechen. „Ich hatte Patienten, die mir erzählten, dass sie, nachdem sie mit einer bestimmten Achterbahn in Walt Disney World gefahren waren, in der Lage waren, ihre Nierensteine abzuführen. Ich hatte einmal einen Patienten, der sogar drei verschiedene Steine los wurde, nachdem er mehrere Male gefahren war“, berichtet Wartinger.
Das weckte die Neugier des Experten und er beschloss, die Theorie in der Praxis zu testen. Mit einem umgeschnallten Rucksack besuchte er den Themenpark. Inhalt: ein künstliches 3D-Modell einer hohlen Niere, befüllt mit drei Nierensteinen, nicht größer als vier Millimeter. Zwanzig Mal fuhr er mit dem Big Thunder Mountain. Seine Ergebnisse bestätigten die Berichte der Patienten. „In der Pilotenstudie lag die Abführrate bei 64 Prozent, wenn man in der letzten Reihe sitzt, während die Erfolgsquote nur bei 16 Prozent liegt, wenn man auf einem der ersten Plätze sitzt,“ erklärt er. Eine erweiterte Studie wiederholte Achterbahnfahrten mit unterschiedlichsten Nierenmodellen. Neben der Erkenntnis, dass die Ergebnisse optimiert werden, wenn man ganz hinten im Roller Coaster sitzt, bestätigten beide Studien, dass es sogar eine 100-prozentige Erfolgsquote gab, wenn sich die Steine in der oberen Kammer der Niere befanden.
„Insgesamt haben wir 174 Nieren in verschiedenen Formen, Größen und mit unterschiedlichem Gewicht verwendet, um zu sehen, ob bei einer Fahrt der Effekt bei jedem Modell eintritt und ob es auch bei zwei weiteren Achterbahnen klappt“, erläutert Wartinger. „Big Thunder Mountain war der einzige Roller Coaster, bei dem es funktioniert hat. Wir haben es auch mit Space Mountain und Aerosmith's Rock 'n' Roller Coaster probiert, aber da blieben die positiven Ergebnisse aus“, so der Experte. Als Gründe gibt Wartinger an, dass die Fahrten mit anderen Attraktionen zu schnell und zu rabiat wären, mit einem Druck, der den Stein in die Niere drückt und sie nicht durchlässt. „Der ideale Roller Coaster zeichnet sich dadurch aus, dass er grob und schnell mit einigen Twists und Kurven ist, aber nicht kopfüber oder verkehrt herum fährt,“ erklärt er.
In den USA landen geschätzt 300.000 Menschen im Jahr in der Notaufnahme, weil sie an Nierensteinen leiden, die Eingriffe kosten Unmengen. Intrakorporale Litothripsien wird als gängige Behandlung angewandt, um Nierensteine auseinanderbrechen, wenn sie zu groß sind – größer als fünf Millimeter – um sie anschließend ableiten zu können. „Das Problem bei Lithotripsien ist allerdings, dass Rückstände in der Niere bleiben können, die sich zu einem neuen Stein bilden können,“ so Wartinger. „Die beste Möglichkeit, um dies zu verhindern, ist es nach dem Eingriff Achterbahn zu fahren, wenn die Rückstände noch klein sind.“ Viele seiner Patienten versuchen mittlerweile sogar, ein Mal im Jahr das Fahrvergnügen wahrzunehmen, als eine Art Vorsorge, um die Wahrscheinlichkeit für erneut auftretende gesundheitliche Probleme zu minimieren und Kosten gering zu halten. „Sie sollten die Risiken, die eine Achterbahnfahrt birgt, beachten, bevor Sie einsteigen,“ rät Wartinger trotzdem. „Wenn Sie an Nierensteinen leiden, ansonsten aber gesund sind und die Voraussetzungen für eine Fahrt erfüllen, sollten Sie es mal probieren. Es ist definitiv eine günstige Alternative zu herkömmlichen Behandlungen.“ Originalpublikation: Validation of a Functional Pyelocalyceal Renal Model for the Evaluation of Renal Calculi Passage While Riding a Roller Coaster Marc A. Mitchell et al.; The Journal of the American Osteopathic Association, doi: 10.7556/jaoa.2016.128; 2016