Die richtigen Medikamente können Leben retten. Deshalb verlassen sich Patienten darauf, dass sie immer Original-Produkte bekommen. Aber zuletzt wurde häufiger über Medikamenten-Fälschungen berichtet – ein hochsensibles Thema.
„Wer in Deutschland seine Medikamente aus der Apotheke holt, der sollte sicher sein: Da ist immer genau das drin, was auch auf der Packung steht. In die deutschen Apotheken habe ich großes Vertrauen“, sagt Tanja Dormels, Geschäftsführerin der 1 A Pharma GmbH in Oberhaching bei München.
Die Pharma-Expertin leitet einen der führenden Generika-Hersteller in Deutschland. Das Unternehmen verfügt über ein sehr breites Standard-Portfolio und verkauft ca. 75 Millionen Arzneipackungen pro Jahr. Mit fast 10 Millionen Packungen jährlich ist es auch einer der Hauptlieferanten von Antibiotika. Medikamenten-Sicherheit ist hier oberstes Gebot. „Aber ich kann jeden Patienten verstehen, der sich seine Tabletten und die Verpackung ganz genau anschaut“, gesteht Tanja Dormels.
Das tun offenbar ziemlich viele in ganz Deutschland. Und wenn ihnen etwas komisch vorkommt, wenden Sie sich oftmals direkt an den Hersteller. „Dass Patienten sehr sensibel selbst auf kleinste Änderungen reagieren, ist ein gutes Zeichen“, so die Geschäftsführerin. Nachfragen gibt es zu vielen Details: Wenn zum Beispiel jetzt eine Plastikfolie die Tabletten umschließt statt einer Aluminiumfolie wie bislang. Oder die Tablettenform sich geändert hat: Früher waren sie rund, jetzt sind sie länglich. Auch wenn das Verpackungsdesign aktualisiert wurde, melden sich besorgte Patienten.
Am Ende der Anfragen steht oft eine ganz konkrete Frage: Können Sie bestätigen, dass ich keine gefälschten Medikamente bekommen habe? Bei diesem Thema gibt die Pharma-Managerin eine beruhigende Antwort. Wer seine Medikamente aus der Apotheke vor Ort beziehe oder in einer legalen Internet-Apotheke bestelle, könne normalerweise sicher sein, immer Original-Produkte zu bekommen.
Beim Oberhachinger Unternehmen gibt es eine eigene Abteilung für diese Patientenanfragen. Sie werden sehr ernst genommen und persönlich beantwortet. „Die Menschen verlassen sich auf unsere Produkte. Da ist es doch selbstverständlich, dass wir ihnen schnell und umfassend Auskunft erteilen“, erklärt Tanja Dormels. Das ist für sie und ihr Team nicht lästig – ganz im Gegenteil: „Wir möchten jeden ermutigen sich zu melden, wenn er Fragen zu unseren Medikamenten hat.“
Bei der Medikamenten-Sicherheit gibt es noch einen weiteren wichtigen Aspekt. Was unternehmen die Pharma-Hersteller, dass keine gefälschten Wirkstoffe oder Arzneimittel in ihre reguläre Lieferkette eingeschleust werden? „Es gibt einen umfassenden Katalog an Kontrollen“, sagt die Chefin des Generika-Herstellers. „Wir überprüfen die Echtheit der zugelieferten Vorprodukte und Medikamente. Auch unsere eigene Produktion wird immer wieder gecheckt, alle Kontrollen
Damit nicht genug, auch die Arzneimittelbehörden kontrollieren wiederum die Arzneimittelhersteller und ihre Zulieferer. Sie überprüfen außerdem die Großhändler und die Apotheken. In der Arzneimittelproduktion nehmen die Behörden sogar selbst Proben und lassen sich alle Ergebnisse der unternehmenseigenen Kontrollen zeigen.
Um die Sicherheit in der regulären Lieferkette noch weiter zu erhöhen, werden zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen vorbereitet. So werden Pharmafirmen ab spätestens Februar 2019 in ganz Europa die Packungen verschreibungspflichtiger Arzneimittel mit einem Erstöffnungsschutz ausstatten, so dass sie nicht unbemerkt geöffnet werden können. Zudem werden sie dann durch einen Scan in der Apotheke zusätzlich auf Echtheit geprüft. Sie erhalten dafür individuelle Seriennummern auf den Packungen, die in einer geschützten Datenbank hinterlegt sind. Bildquelle: 1 A Pharma GmbH