Der Rettungsdienst bringt einen komatösen 29-jährigen Mann mit Schocksymptomatik (RR 60/40mmHg, Hf 135 bpm, GCS 3) in die Notaufnahme. Der Patient sei in diesem Zustand aufgefunden worden, die Vorgeschichte unklar. An Vorerkrankungen konnte das Rettungsdienst-Team eine Schizophrenie in Erfahrung bringen. Die medikamentöse Stabilisierung des Blutdrucks gestaltet sich schwierig. Die Ärzte erhöhen daher kontinuierlich die Katecholamin-Dosierungen, bis der Patient über Perfusoren erhebliche Mengen Dopamin, Noradrenalin und Dobutamin erhält. Trotzdem bleibt die gewünschte Wirkung aus – im Gegenteil folgt auf die Gabe ein erneuter Blutdruckabfall. Weder CT noch Labor oder Sonografie geben Hinweise auf eine mögliche Ursache für Bewusstlosigkeit und Hypotension. Eine Wendung erzielt letztendlich die Gabe von Vasopressin: der Blutdruck steigt auf 135/40mmHg, der Zustand des Patienten stabilisiert sich. Aber was war hier passiert? Die Lösung erfahren die Ärzte einige Tage später, als der Patient extubiert und befragt werden kann. In suizidaler Absicht hatte er eine große Menge seines Neuroleptikums „Risperidon“ eingenommen. Das Medikament bewirkte aufgrund seiner Rezeptoraffinitäten einerseits die Bewusstseinseintrübung und Hypotonie, andererseits war es zudem für die paradoxe Wirkung der Katecholamine verantwortlich. In ihrem Report empfehlen die Ärzte in so einem Fall auf Vasopressin zurückzugreifen, da es aufgrund eines anderen Wirkmechanismus auch bei einer alpha-Rezeptorblockade eine effiziente Blutdrucksteigerung erzielt. Quelle: Yohei Okada et al. / Journal of Medical Case Reports