Nie wieder das Haus für ein Rezept verlassen – das versprechen diverse Online-Arztpraxen. Patienten füllen nur einen Fragebogen aus , kurz darauf werden Antibiotika, Pille und Co per Versandapotheke verschickt. Alles ohne Originalrezept. Ich frage mich: Kann das juristisch sauber sein?
Medlanes ist ein Berliner Start-up Unternehmen, das ursprünglich angetreten war, um etwas ähnliches wie „Dr. Ed“ zu bieten. Der Patient sollte digital mit seinem Arzt konferieren und sich nach der Ferndiagnose sein Rezept … Ja, was eigentlich? Ausdrucken? Das dürfte ja in einer öffentlichen Apotheke nicht zu beliefern sein, da eine ärztliche Verschreibung immer im Orginal vorliegen muss.
Regelungen in der juristischen Grauzone?
Dr. Ed hat das Online/Offline-Problem gelöst, indem sie die Verschreibungen in eine Versandapotheke weiterleiten und diese dann am nächsten Tag bereits die Ware auf den Versandweg bringen. Aber dürfen die das überhaupt, ohne dass das Rezept im Original vorliegt? Und ist das rechtens, dass „Dr. Ed“ entscheidet, welche Apotheke den Zuschlag erhält? Hierzulande werden Ärzte, die Apotheken nach Absprache Rezepte zukommen lassen, sehr empfindlich bestraft. Warum ist das dann hier anders?
Und was macht „Medlanes“? Die haben irgendwann zwei Dinge festgestellt: Erstens, dass es in Deutschland verboten ist, ärztliche Hilfe ausschließlich digital anzubieten. Zweitens, dass der Großteil der Bevölkerung das gar nicht in Anspruch nehmen möchte, weil die meisten den Arzt persönlich sehen wollen. Also wird folgendes Modell gewählt: digital goes analog: Medlanes macht Verträge mit verschiedenen Ärzten in Ballungsregionen, die zur ersten Konsultation einen Hausbesuch machen. Alles Folgende kann dann digital erfolgen, wenn der Patient es wünscht – für Privatpatienten ist das Ganze sogar aufzahlungsfrei! Lebensgefährliche Notfälle werden allerdings an Kliniken und Notärzte verwiesen – damit möchte sich niemand belasten.
Selektive Behandlung
Die Sahnehäubchen der komplikationsfreien Privatpatienten werden dagegen gerne genommen – das erinnert mich ein wenig an DoMo, die alles liefern, außer diverse Kühlwaren, Rezepturen oder BTM. Eventuell ausgestellte Rezepte werden noch am gleichen Tag geliefert, heißt es auf der Seite vollmundig. Von wem steht da nicht. Ebenso fehlt eine Auswahlmöglichkeit für die liefernde Apotheke (wenn ich mich nicht verguckt habe). Das ist in meinen Augen das gleiche rechtliche Problem wie bei Dr. Ed – eine freie Apothekenwahl, die vom Gesetzgeber gefordert wird, ist nicht möglich und Medlanes vergibt die Aufträge undurchsichtig an…? Man weiß es eben nicht. Ich halte die ganze Angelegenheit für extrem fragwürdig.