Kinder, die in früheren Zeiten nicht ruhig auf ihrem Stuhl sitzen konnten, nannte man Zappelphilipp. Der Arzt Heinrich Hoffmann hat diesem Zappel-Philipp in seinem Buch „Der Struwwelpeter“ sogar ein ganzes Kapitel gewidmet. Kinder, die heute nicht ruhig sitzen bleiben können oder wollen, sind ADHS Patienten und bekommen Medikamente. ADHS – das ist ein Syndrom oder eine Funktionsstörung psychisch-neurologischer Natur, aber ist ADHS wirklich eine Krankheit, die vielen Eltern Angst macht?
Was genau ist ADHS?
Hinter den vier Buchstaben ADHS verbirgt sich ein sogenanntes Hyperaktivitätssyndrom, wobei das A für Aufmerksamkeits, das D für Defizit, das H für Hyperaktivitäts und das S für Syndrom steht. Vereinfacht ausgedrückt sind Kinder, die unter ADHS leiden, hyperaktiv, weil sie zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Diese Erklärung ist aber zu einfach, obwohl sie zutrifft. Welche Ursachen diese Störung hat, darüber streiten sich die Mediziner nach wie vor, denn eine eindeutige Erklärung, wie es zu ADHS kommt, gibt es nicht. In den letzten Jahren ist die Zahl der Kinder, die angeblich unter ADHS leiden, immer mehr gestiegen, ein Umstand, für den es ebenfalls mehrere Erklärungen gibt, von denen aber keine eindeutig ist.
Welche Ursachen sind möglich?
Fällt die Diagnose ADHS, dann stellen sich die Eltern natürlich die Frage, warum hat mein Kind diese Störung. Bedingt durch die stetig steigenden Zahlen sucht die Medizin nach den Ursachen, bislang aber nur mit spärlichen Ergebnissen. Die Gene können ebenso eine Rolle spielen, aber auch Zwischenfälle während der Schwangerschaft oder der Geburt können vielleicht für ADHS verantwortlich sein. Möglich sind ferner hirnorganische Ursachen sowie schädliche Einflüsse aus der Umwelt. Alle diese Ursachen sind jedoch nur Vermutungen, ein wissenschaftlicher Nachweis fehlt bisher. Kinder, die viel vor dem Fernseher sitzen, gelten als gefährdet, auch wenn Kinder zu viele Misserfolge einstecken müssen, steigt die Gefahr, dass sie an ADHS erkranken. Hat die Mutter vielleicht in der Schwangerschaft geraucht oder ein Glas Wein getrunken? Das könnten mögliche Ursache für ein ADHS Syndrom sein. Bewiesen sind diese Thesen allerdings nicht.
Welche Symptome hat ADHS?
Von der Funktionsstörung sind vor allem männliche Kinder betroffen, die ersten Symptome zeigen sich meist schon im Kindergarten oder in der Grundschule. Es gibt drei Hauptsymptome, die auf ADHS hinweisen:
Kinder mit ADHS haben den großen Drang, sich zu bewegen, sie reden pausenlos und sie setzen sich über Regeln hinweg, wohl wissend, dass diese Handlung Konsequenzen für sie hat. Die betroffenen Kinder leiden unter Stimmungsschwankungen, sie sind sensibel und leicht reizbar. Mit einem ADHS-Test können Eltern herausfinden, ob ihr Kind vielleicht wirklich unter der Funktionsstörung leidet. Für diesen Test müssen mehrere Fragen beantwortet werden und der Test ist immer unverbindlich. Die Ergebnisse des Testes können dem Arzt helfen, eine sichere Diagnose zu stellen.
Wie wird die Störung behandelt?
Da es verschiedene Ursachen und viele unterschiedliche Symptome gibt, ist die Behandlung von ADHS nicht einfach. In der Regel gibt es eine Kombination aus mehreren Behandlungsansätzen. Eine Therapie mit Medikamenten ist nach wie vor umstritten, vor allem, wenn es um Medikamente aus der Schulmedizin geht. Hilfreich sind psychotherapeutische Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Verhaltenstherapie oder eine Ergotherapie. Wichtig ist zudem, dass die ganze Familie in die Behandlung mit eingebunden wird. Eine Familientherapie kann Eltern und Kindern helfen, wieder ohne Probleme zusammen zu leben. Außerdem ist das Elterntraining eine gute Wahl, um Eltern die Angst zu nehmen.
ADHS ist eine Herausforderung für jede Familie, denn die Funktionsstörung hat viele Facetten und lässt sich nicht so einfach behandeln. Es ist ein langer Weg, den die Eltern, die Geschwisterkinder und vor allem die von ADHS betroffenen Kinder selbst gehen müssen. Mit der nötigen Geduld kann es aber gelingen, diese Störung in den Griff zu bekommen.