Wer täglich mit Menschen zusammenarbeitet, wird es nicht vermeiden können, immer wieder mal in peinliche Situationen zu geraten, weil man unüberlegte Dinge tut oder sagt. Es folgt ein kleiner Auszug an Peinlichkeiten aus meinem Apothekenalltag.
Da wir in der Apotheke mit vielen verschiedenen Menschen Tag für Tag zusammen kommen, ergibt sich zwangsweise auch immer mal eine peinliche Situation. Ein paar davon schildere ich einmal, damit nicht nur immer die anderen (sprich Kunden, DoMo oder Krankenkassen) ihr Fett abkriegen.
Alltägliche Peinlichkeit ist es, Medikamente zu suchen, die sich in der Sichtwahl befinden. Das heißt im „schlimmsten“ Fall, der Kunde will z.B. ein Antiallergikum, ich gebe den Namen in den Computer ein und sehe ein kleines „SW“, was bedeutet, dass unser Automat es nicht ausspuckt, sondern ich es in unserer Sichtwahl suchen darf. Man gibt sich da ja ungern die Blöße, wie ein Schüler herumzustehen, der im Erdkundeunterricht vor der Klasse an eine Weltkarte starrt und den Aralsee nicht findet. Wenn es ganz doof läuft, sieht der Kunde das Medikament eher als man selbst.
Sie sind doch Frau…ähm…
Ich hasse es auch, wenn mir die Namen von Stammkunden nicht einfallen. Es gibt so Tage, da entfällt einem plötzlich der Nachname von Frau Schmitz. Man könnte alles herunter beten, den Vornamen, die Familiengeschichte, den Namen des Hundes, die Medikation – aber auf den verdammten Nachnamen kommt man nicht. „Sie tragen mir wieder alles aufs Kundenkonto ein, nicht wahr, Frau Ptachen?“. Da kann man doch nicht nach acht Jahren nach dem Namen fragen! In so einem Fall muss man diskret bei den Kollegen um Hilfe bitten oder spätestens beim Zahlungsvorgang einen Blick auf die EC Karte erhaschen.
Freudsche Versprecher sind auch immer wieder ein Highlight. Fragt beispielsweise Frau Hempel (!), was ich so am Wochenende vorhabe und ich antworte: „Ach, nix besonderes, ich werde mal wieder den Keller aufräumen, da sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa“. Bääääm. Was folgt, sind ein paar Sekunden peinliches Schweigen, bevor ich hochroten Kopfes anfange, rumzustottern und Frau Hempel gequält lacht.
Unfreiwilliges Mutterglück
Ein Klassiker ist es schon fast, eine Frau auf ihre Schwangerschaft anzusprechen und sie ist es gar nicht. Wir müssen bei der Beratung ja sichergehen, dass die Einnahme ungefährlich ist, d.h. dass z.B. Schwangere den Großteil der Arzneimittel nicht oder erst nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen dürfen. Normalerweise kann man sich irgendwie rauswinden, indem man behauptet, dass man allen Frauen sagen muss, dass sie dies oder jenes nicht einnehmen dürfen, wenn sie schwanger sind. Es sei denn, man schafft es wie meine Schulkollegin in meiner Lernapotheke, die Plautze der Kundin liebevoll mit schräg gelegtem Kopf zu betrachten und lächelnd zu fragen „Wann ist es denn soweit?“. Dann hilft nur noch auswandern.
Eine Kollegin von mir war eines Tages am Umräumen und hatte die Leiter im Verkaufsraum stehen. Sie war dabei, die Nasenduschen und Inhalatoren, die im Sommer so gut wie gar nicht mehr gebraucht werden, nach oben ins höchste Regal zu räumen. Damit wir unten wieder Platz für die Saisonware haben. Ein junger Mann betrat die Apotheke kurz nachdem der letzte Inhalator nach oben verschwunden war. „Ach, räumen Sie die jetzt weg? So einen Inhalator hätte ich jetzt noch mitgenommen.“ „Ist ja kein Problem, ich kann Ihnen gerne noch einen runterholen, wenn Sie wollen.“ Sprachs, stutzte und wurde erdbeerrot. Der Kunde nahm es mit Humor und meinte trocken „Das geht mir jetzt zu schnell, vielleicht gehen wir erst mal zusammen einen Kaffee trinken?“. Unnötig zu erwähnen, dass wir uns hinten vor Lachen fast auf dem Boden wälzten.