Laut einer aktuellen Umfrage hat letztes Jahr jeder dritte Patient seinen Arzt belogen. Am liebsten erzählten sie Unwahrheiten, wenn es um das eigene Körpergewicht und einen gesunden Lebensstil ging. Warum wird im Sprechzimmer so oft gelogen? Die Gründe sind vielfältig.
Wohl jeder klinisch tätige Arzt hatte schon einmal den Eindruck, dass die anamnestischen Angaben eines Patienten nicht ganz der Wahrheit entsprachen. Eine repräsentative anonyme Online-Umfrage der YouGov Omnibus bestätigt diese Vermutung. Im Dezember 2017 wurden insgesamt 369 Personen ab 18 Jahren befragt, die in den vergangenen 12 Monaten beim Arzt gelogen haben. Das Ergebnis: Jeder dritte Deutsche ist beim Arztbesuch nicht immer ganz ehrlich. Am meisten geschummelt wird bei Angaben zum Körpergewicht und zur gesunden Lebensweise.
Das große Lügen-Ranking
Keine Frage, einen Arzt zu konsultieren, kann belastend sein. Peinliche oder unangenehme Untersuchungen oder schmerzhafte Behandlungen können drohen. Und wer mag schon das schrille Geräusch des Bohrers beim Zahnarzt?
Aber nicht nur unangenehme Wahrheiten (36 %), sondern auch der Wunsch, gesünder zu wirken als man ist (25 %), waren Gründe dafür, nicht in jedem Fall ehrlich zu sein. Darüber hinaus hat etwa jeder Zehnte schon Beschwerden aggraviert oder erfunden, um eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu erhalten (11%).
Beliebte Bereiche, in denen gelogen wird, sind:
Insgesamt gaben 33,1 % der Befragten an, in den vorangegangenen zwölf Monaten ihren Arzt in irgendeiner Form belogen zu haben.
Wenig überraschend, aber manchmal gefährlich
Mediziner werden diese Ergebnisse wahrscheinlich wenig überraschen. Jeder hatte wohl schon öfters den Eindruck, dass Patienten ein paar Kilos Körpergewicht verschwiegen oder ihren Alkohol- oder Nikotinkonsum schön geredet haben, indem sie angaben, keinen oder nur sehr wenig Alkohol zu trinken oder das Rauchen eingeschränkt, respektive sogar aufgegeben zu haben. Und wer kennt nicht jemanden, der nach der Lektüre des Beipackzettels das Medikament aus Angst vor Nebenwirkungen nicht oder in geringerer Dosierung eingenommen hat?
Wenn zum Beispiel jemand seine Alkoholsucht verschweigt und postoperativ ein Entzugsdelir entwickelt, weil die behandelnden Ärzte nicht angemessen reagieren konnten, können Im Einzelfall solche Lügen problematisch oder sogar gefährlich sein.