Magnetresonanztomografen mit hohen Feldstärken werden in der Bildgebung immer beliebter. Sie haben allerdings ihre Schattenseiten: Bei Messungen werden größere Quecksilbermengen aus Dentalamalgam freigesetzt. Ob Gefahren für Patienten drohen, ist fraglich.
Amalgamfüllungen sind seit Jahrzehnten ein fester und gleichermaßen umstrittener Bestandteil der Zahnmedizin. Laut EU-Quecksilber-Verordnung darf Amalgam seit dem 01. Juli 2018 nicht mehr bei Milchzähnen, bei Kindern unter 15 Jahren, bei Schwangeren oder Stillenden verwendet werden. Davon sind Fälle ausgenommen, bei denen Zahnärzte das Material für „zwingend notwendig“ erachten, heißt es weiter. Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hingegen bewertet Amalgamfüllungen bei Erwachsenen und bei Kindern ab sechs Jahren als sicher. Sie argumentiert, nur geringe Quecksilbermengen würden freigesetzt. Speziell bei Hochfeld-MRTs gibt es neue Zweifel, berichtet Selmi Yilmaz von der Akdeniz University Antalya.
„In vollständig ausgehärtetem Amalgam wird etwa 48 Stunden nach dem Auftragen auf die Zähne Quecksilber gebunden, und die Oberfläche der Füllung überzieht sich mit einer Oxidfilmschicht“, so Yilmaz. „Daher ist die Quecksilberleckage minimal.“ Älteren Arbeiten zufolge sei schon bei schwächeren Magnetfeldern von 1,5 Tesla (T) mit dem Austritt des Schwermetalls zu rechnen. Die neue Generation an hochauflösenden 7-T-MRT-Scannern sei bislang nicht untersucht worden. Um mehr zu erfahren, experimentierte Yilmaz mit extrahierten Zähnen. Er füllte Kavitäten mit handelsüblichem Dentalamalgam und wartete neun Tage, damit sich die Legierung mit einer Oxidschicht überzog. Danach gab er je 20 präparierte Zähne in künstlichen Speichel und gab sie in einen 1,5-T- oder 7-T-MRT-Scanner. Die Messzeit lag bei 20 Minuten. Zur Kontrolle wurden weitere Zähne nur in künstlichem Speichel platziert, aber nicht einem Magnetfeld ausgesetzt. Die Quecksilberkonzentration lag bei 0,67 ppm (7 T-MRT-Scanner), 0,17 ppm (1,5 T-MRT-Scanner) und 0,14 ppm (Kontrolle ohne Magnetfeld). Yilmaz vermutet als Grund stärkere elektrochemische Korrosionen, die durch Magnetfelder induziert würden.
Der Unterschied zwischen den drei Messungen war statistisch signifikant. Ob die Menge an freigesetztem Quecksilber klinisch relevant ist, bleibt offen. „Es ist jedoch nicht klar, wie viel Quecksilber durch den Körper aufgenommen wird“, kommentiert Yilmaz. Da in der 1,5-T-Gruppe keine Hinweise auf größere Quecksilberkonzentrationen gefunden wurden, sollten Patienten mit Amalgamfüllungen nicht übermäßig per Hochfeld-MRT untersucht werden.