Frühgeborene leiden häufig an Atemwegserkrankungen – ob infektiös oder angeboren, muss vor der Therapie geklärt werden. Bisher waren dafür Gewebeproben notwendig, nun erhält man die Diagnose auch non-invasiv anhand von Proteinen im Urin.
Forscher haben eine Methode entwickelt, durch die man das Urin-Proteom, also alle im Urin enthaltenen Proteine, hinsichtlich Atemwegserkrankungen bei Neugeborenen auswerten kann. Der Großteil der Patienten auf Neonatalintensivstationen sind Frühchen, die sehr häufig an Atemwegserkrankungen leiden.
Das Urin-Proteom von Erwachsenen wurde über 30 Jahre lang erforscht, aber es gibt nur wenig Studien im Kontext der Pädiatrie und besonders der Neonatologie, so die Experten des Research Center for Obstetrics, Gynecology and Perinatology am Moscow Institute of Physics and Technology. Um die Daten besser einordnen zu können, wurden Proben mit denen gesunder Erwachsener verglichen (Männer und schwangere Frauen).
„In unserer Pilotenstudie konnten wir das Herzstück des Urin-Proteoms bestimmen und jene Proteine identifizieren, die den Gesundheitszustand der Atemwege dokumentieren,“ erklärt Prof. Nikolaev, Leiter des Laboratory of Ionic and Molecular Physics. Durch das Verfahren der Massenspektrometrie lassen sich unterschiedliche Proteine und deren Konzentration in Flüssigkeiten messen.
Essentiell ist es, die Ursache dieser Beschwerden zu kennen: Handelt es sich um eine Infektion oder einen Entwicklungsfehler? In den Urinproben der Neugeborenen konnten die Experten 36 Proteine identifizieren, die Aufschluss darüber geben, ob eine Atemwegserkrankung infektiös (kongenitale Pneumonie) oder nicht infektiös (Tachypnoe, Atemnotsyndrom) ist.
Die meisten Diagnoseverfahren in der neonatalen Intensivtherapie sind invasiv. Bei Blutabnahmen oder Biopsien wird beispielsweise Gewebe zerstört. Zukünftig könnte dieses Verfahren dazu dienen, Krankheiten zu entdecken und würde eine schmerzfreie Therapie für Babys bedeuten. Originalpublikation: Investigation of urine proteome of preterm newborns with respiratory pathologies Natalia L. Starodubtseva et al.; Journal of Proteomics; doi: 10.1016/j.jprot.2016.06.012; 2016