Mit einer neuen Methode kann der Todeszeitpunkt einer Leiche künftig deutlich präziser bestimmt werden als bisher. Ein Algorithmus nutzt die Tatsache, dass bestimmte Gene nach Eintritt des Todes in einer sehr strikten Reihenfolge aktiviert und exprimiert werden. Eher beiläufig fanden Forscher in Barcelona bei ihrer Arbeit im Rahmen des „Genotype-Tissue Expression“-Projekts (GTEx) eine Kaskade von Gen-Transkriptionen, welche durch den Tod eines Organismus gestartet wird. Die Daten für den Algorithmus lieferten 7.100 Gewebeproben von 399 Körperspendern. Die anschließende Kontrolle mithilfe von 129 weiteren Leichen, deren Todeszeitpunkt exakt bekannt war, zeigte, dass die Genauigkeit des Algorithmus stark vom untersuchten Gewebe abhängt. Die besten Ergebnisse lieferte die Schleimhaut der Speiseröhre, die durchschnittliche Abweichung zum tatsächlichen Zeitpunkt des Todes betrug knapp zehn Minuten. Damit ist der Algorithmus weitaus akkurater als herkömmliche Methoden, bei denen Rechtsmediziner anhand von Todeszeichen, wie Leichenstarre und Leichenflecken, sowie weiteren Merkmalen, wie Insektenbefall und Bestimmung der Körperkerntemperatur, den ungefähren Todeszeitpunkt ermitteln. Zwei Nachteile sind jedoch durch weitere Forschung noch zu beseitigen: Zum einen können die von dem Algorithmus genannten Daten bisher nicht vor Gericht verwertet werden. Zum anderen ist die Bestimmung bisher nur bei Todeszeitpunkten erprobt, die nicht länger als 24 Stunden zurückliegen. Quelle: Pedro G. Ferreira / Nature Communications