Wir Apotheker sind vielleicht keine Superhelden, die einen Luftröhrenschnitt durchführen oder ein Flugzeug notlanden können. Aber auch wir retten häufig Leben, indem wir sorgfältig arbeiten und jedes einzelne Rezept kontrollieren. Bestes Beispiel: Die Ratinger Bären-Apotheke.
Die Geschichte der Bären-Apotheke aus Ratingen, die zuerst via Facebook Aufmerksamkeit erhielt und über die diese Woche sogar bei RTL berichtet wurde, zeigt, was die Apotheke täglich leisten muss: Sie ist die letzte Kontrollinstanz für Rezepte aus der Arztpraxis.
Fehlerquelle Krankenhaus
Der Fall ist schnell erzählt: Ein Krankenhaus schickt eine junge Mutter mit einem Rezept für ihren 12 Tage alten Säugling weg. In der Apotheke fällt der abgebenden PTA auf, dass die Dosierung deutlich zu hoch ist. Zusammen mit dem Apotheker errechnet sie die passende Dosis und hat durch ihre Aufmerksamkeit Schlimmeres verhindert.
Ich hatte eine ähnliche Situation auch einmal vor gut 10 Jahren. Da kam eine Rezeptur – ebenfalls aus dem Krankenhaus – mit Kapseln für ein Baby mit Herzproblemen. Bei so etwas prüft man wirklich alles auf Richtigkeit und die Normdosentabelle offenbarte: Die Kapseln waren dreifach überdosiert. Der verordnende Arzt war damals sehr dankbar, dass uns das aufgefallen war. Gar nicht auszudenken, was hätte passieren können. Gut, dass wir in den Apotheken nochmals nachkontrollieren.
Vorzeigebeispiel einer klugen Klinik
Da diese Kontrolle in den Krankenhäusern selbst oft fehlt, ist es kaum ein Wunder, dass geschätzt zwischen 5 und 10 Prozent aller Medikamentenverordnungen dort fehlerhaft sind. Wie es besser geht, zeigt eine Klinik in Hamburg in einem ARD-Bericht. Krankenhausapotheker werden hier viel enger in die Versorgung eingebunden und das zahlt sich aus. Kaum, dass die ersten Medien nun über den Fall aus der Bären-Apotheke sprechen, wird in den Facebook-Foren wieder geunkt: Das sei nun mal die Aufgabe der Apotheken, sowas würde doch täglich vorkommen. Somit sei die ganze Berichterstattung völlig überzogen.
Tue Gutes und rede darüber
Ich sehe das anders. In Zeiten, in denen beinahe ausschließlich negativ über Apotheken gesprochen wird (angeblich zu starke Lobby, zu geldgierig, zu stark protegiert und rückwärtsgewandt altmodisch), ist es sehr wohltuend, auch mal wieder positives zu hören. Die Menschen müssen wissen, wie wichtig die Arbeit ist, die wir täglich leisten, sonst wird sich niemand schützend vor uns stellen. In diesem Sinne: Alles richtig gemacht, liebe Bären-Apotheke – weiter so.