Gegen Ende der Facharztausbildung liegen die Nerven blank. Es muss viel operiert werden. Braucht man für den OP-Katalog. Malte und Susanna haben es bald geschafft. Aber statt sich gegenseitig Mut zu machen, liefern sie sich einen erbitterten Konkurrenzkampf.
Darf ich vorstellen? Malte und Susanna, die Viszeralchirurgen in unserem Hause. Naja, natürlich gibt es noch einige mehr. Aber Malte und Susanna sind wirklich einzigartig. Chirurgen aus dem Lehrbuch. Groß, schlank, trainiert, freundlich, kompetent. Sie sind ehrgeizig, verantwortungsbewusst, zielstrebig und selbstbewusst.
Sie sind beide in den letzten Zügen ihrer Facharztweiterbildung und dürfen viel operieren. Gehört schließlich zur Weiterbildung, braucht man für den OP-Katalog und macht selbstverständlich mehr Spaß als die Alltagsarbeit auf Station oder in der Notaufnahme.
„Malte ist aber häufiger im OP als ich“
Momentan scheint Malte häufiger im OP zu stehen als Susanna. Gefühlt. Sieht zumindest Susanna so. Malte hingegen fühlt sich häufig nicht wahrgenommen und meint, Susanna habe ständig den Vorzug. Also ist das Gemotze groß.
„Jetzt steht sie schon wieder auf dem OP-Plan, den ganzen Tag. Ich gönne es ihr ja von Herzen. Aber das ist schon wirklich zu viel!“
„Was? Malte darf den Blinddarm machen? Aber ich wollte doch. Wie hat er denn das wieder hinbekommen?“
Malte versucht bei den Oberärzten zu punkten, Susanna beim Chef. Die Ellenbogen werden ausgefahren, das Gedränge ist unangenehm. Sobald Malte den Raum betritt, verstummt Susanna. Sie sind schließlich Profis. Und verständigen sich freundlich, kollegial, fast übervorsichtig nett. Sobald aber Susanna den Raum verlassen hat, geht es wieder los: „Da muss sich wirklich was ändern. Jetzt hat sie heute schon wieder den ganzen Tag operiert. Ich muss unbedingt noch einmal mit dem Oberarzt sprechen.“
Streitschlichtung zwecklos
Für die Unbeteiligten ist es einfach nur nervtötend. Als Fahnenträger auf dem Schlachtfeld zu stehen, ist keine kluge Position. Man geht im Kugelhagel einfach unter. Aber alle Schlichtungsversuche verlaufen auf beiden Seiten im Sand. Da ist nichts zu machen. Die Nerven sind gespannt, der Druck bis zum Facharzt ist groß.
Man kann nur hoffen, dass Malte und Susanna bald beide ihren Facharzt in der Tasche haben und dann etwas entspannter miteinander umgehen können. Unter Ärzten gönnt sich nämlich keiner etwas. Das beste Beispiel sind Malte und Susanna. Die beiden sind übrigens miteinander verheiratet.