Der Vorschlag steht schon länger im Raum: Apotheker könnten die Impfstatistik verbessern, indem sie in ihren eigenen Räumlichkeiten diverse Seren verimpfen, sagen Befürworter. In der Schweiz wird das in den mesiten Kantonen bereits so gehandhabt. Dort werden sowohl die Grippeimpfung als auch die FSME- und Hepatitis-A-Impfung auch von Apothekern durchgeführt, die dafür eine spezielle Ausbildung erhalten haben. Die Spritzen dürfen dabei nur gesetzt werden, wenn der Patient älter als 16 Jahre und weder akut noch chronisch krank ist.
Weniger Wartezeit, mehr Geimpfte
Die Intention hinter der Idee, Impfungen von Apothekern durchführen zu lassen, liegt auf der Hand. Die Hemmschwelle, sich impfen zu lassen, könnte dadurch bei Patienten sinken, da keine lange Wartezeit für einen Termin anfällt. Außerdem haben Apotheker besonders zu den gesunden Erwachsenen eher Kontakt als ein Arzt.
Dürften Apotheker impfen, würden also auch Menschen erreicht, die Ärzte selten zu Gesicht bekommen. Man erreicht bei uns zusätzlich die Eltern von Kindern, die selbst nichts benötigen, aber für ihre Kleinen zu uns kommen. Oder auch Leute der Altersgruppe über 50, die für ihre Elterngeneration bei uns unterwegs sind, ohne selbst häufiger zum Arzt gehen zu müssen.
In Frankreich zeigte sich in der letzten Grippesaison ganz deutlich der Nutzen von der Impfung in der Apotheke. Während eines Pilotprojekts durften in zwei Regionen speziell geschulte Apotheker Grippeimpfungen in der Apotheke verabreichen.
Angedacht war, eine Zahl von 35.000 Menschen dafür zu gewinnen, sich den Pieks mit der Nadel von Pharmazeuten setzen zu lassen. Am Ende waren es 150.000 Leute, die sich in der Apotheke impfen ließen – ein deutliches Zeichen, dass die Zeit dafür reif zu sein scheint. Ab 2019 dürfen die Apotheken im ganzen Land jetzt nachziehen, nicht erst 2021, wie es zunächst angedacht war.
Widerstand der Ärzteschaft
Hierzulande stößt der Vorschlag jedoch naturgemäß auf den Widerstand der Ärzteschaft. Diese hat zum Deutschen Ärztetag Anfang Mai in Erfurt beschlossen, dass nur ein Arzt Patienten impfen darf. Keine MFA ohne ärztliche Aufsicht und schon gar kein Apotheker. Das Pharmaziestudium wurde außerdem im Beschluss als „Apothekerausbildung“ betitelt, was (nicht nur) in meinen Augen genau aufzeigt, welchen akademischen Wert es für die Ärzteschaft offenbar hat. Dort würde zu wenig von dem vermittelt werden, was man bräuchte, um sicher impfen zu können, hieß es.
Die Bedenken der Ärzte: Eine Anaphylaxie, eine Synkopeoder Lokal- und Angstreaktionen könne von Pharmazeuten nicht behandelt werden. Das mag sogar grundsätzlich richtig sein, denn darauf war und ist das Studium nicht ausgerichtet. Daher ist die ablehnende Haltung erst einmal verständlich.
Nur für bestimmten Patientenkreis
Doch auch in den Ländern, in denen schon in Apotheken geimpft werden darf – nämlich Frankreich, Portugal, Großbritannien und der Schweiz – ist eine solche Behandlung nicht Teil des Studiuems. Stattdessen müssen die Pharmazeuten alle eine zusätzliche mehrtägige Ausbildung durchlaufen, um für Risiken gewappnet zu sein.
Außerdem ist der Kreis derer, die die Impfung in Anspruch nehmen dürfen, sowieso stark beschränkt, denn die Menschen müssen erwachsen und gesund sein. Eine Schwangerschaft muss ausgeschlossen werden und es darf auch keine Erstimpfung sein. Wenigstens einmal muss der Patient bereits im Vorfeld eine Grippeimpfung bei einem Arzt bekommen haben. Erst wenn alle Punkte erfüllt sind, darf in diesen Ländern ein Apotheker zur Spritze greifen.
Arztpraxen sind gerade in der Erkältungszeit, zu der auch die Grippeimpfungen stattfinden, oft hoffnungslos überfüllt. Für einen gesunden Erwachsenen ist die Hürde, sich für einen kurzen Pieks zwei Stunden in ein mit Kranken vollbesetztes Wartezimmer zu setzen, oft zu hoch.
Liebe Ärzte, meint ihr nicht, dass es an der Zeit ist, ein wenig Stress abzugeben? Die Vergütung einer solchen Impfung liegt für euch mit zehn Euro ohnehin im finanziellen Zuschussbereich. Ich bin der Meinung, dass unter den genannten Bedingungen tatsächlich alle Seiten profitieren könnten.