Ein kleiner Link in einer Facebook-Gruppe führte mich zur Seite der homöopathischen Arbeitsgruppe innerhalb der Vereinigung katholischer Ärzte. Dort ist man sich darüber einig, dass Homosexualität eine Art Erkrankung sein kann:
In der Arbeitsgruppe werden wichtige Fragen geklärt, unter anderem die, ob man denn auch Frauen, die an gleichgeschlechtlicher Liebe erkrankt sind, mit Homöopathie heilen kann. Die Antwort lässt tief blicken: Man könne auch Tiere und Pflanzen homöopathisch behandeln, daher könne man auch Frauen heilen. Puh. Da hab ich ja noch mal Glück gehabt.
Ich lese weiter und bin nach dem erstem Amusement werde ich immer entsetzter. Homosexualität wird von diesem homöopathischen Arzt Dr. Gero Winkelmann als Leiter des BKÄ (Bund katholischer Ärzte) offensichtlich als Perversion und behandlungsbedürftige geistige Störung gesehen.
Am Ende der Seite findet sich dann noch ein Hinweis, dass nicht alle katholischen Ärzte der Vereinigung mit der homöopathischen Herangehensweise an dieses Problem einverstanden sind. Ach! Gibt es vielleicht doch noch sowas wie christliches Verständnis dort?
Mittelalterlicher Wunsch nach ICD-Code
Ich sehe mir die Hauptseite genauer an und erstarre ein weiteres Mal. Die Schulmediziner verlangen sogar eine Wiederaufnahme der Homosexualität in den ICD-Schlüssel! Weil sie ja sonst nicht behandeln dürften, wenn jemand verzweifelt zu ihnen kommt.
Als Beispiel wird eine unglückliche italienische Mama aufgeführt, die ob der Abartigkeit ihres Sohnes verzweifelt weinend in ihre Praxis kommt. Sollte man diese Dame etwa rüde wegschicken? Die Bibel sage ja auch, man dürfe keinen Hilfsbedürftigen abweisen. Es wird sogar das Beispiel des barmherzigen Samariters bemüht.
Gelungene Beratung geht anders
Bei mir geht jetzt langsam der Blutdruck durch die Decke. Diese Hybris! Nur weil jemand den Dr. med. (cath.) vor seinen Namen stehen hat, bedeutet das doch nicht, dass er einen solchen gequirlten Unsinn in die Welt setzen darf. Wenn eine solche Dame weinend in die Praxisräumlichkeiten gewankt kommt, würde ich ihr freundlich die Beratungsstelle „ProFamilia“ empfehlen. Da ist sie bei ihrem Hausarzt einfach an die falsche Adresse geraten.
Und wenn ein unter seiner Sexualität leidender Homosexueller sich dort hin verirrt, wäre es die Aufgabe des Arztes, zu erklären, dass das keine behandlungsbedürftige Krankheit oder Perversion ist. Vielleicht könnte er noch den Gang zum Psychologen anraten, der dem Patienten hilft, sich mit seiner Sexualität zu versöhnen. Oder er könnte den Mann meinetwegen auch für sein Seelenheil an die Kirche verweisen. So ein erzkatholischer Arzt hat doch sicher einen guten Pfarrer zu Hand, der dem Betroffenen helfen kann. Ansonsten will ich gar nicht wissen, mit welchen Methoden diese Exorzisten eigentlich die Homosexualität austreiben wollen würden?
Bekehrung wird von Krankenkassen bezahlt
Ich grabe weiter im Netz und erfahre, dass diese sogenannte „Konversionstherapie“ tatsächlich von den Krankenkassen bezahlt wird. Es wird dann von den Ärzten eben nicht „Austreibung von homosexuellem Verhalten“ genannt, sondern „Erläuterung einer lebensverändernden Erkrankung“, was man dann dem Katalog für Krebserkrankte entnimmt. Und das in Deutschland im Jahr 2018.