Allergien gelten als neue Volkskrankheit. Jeder dritte Deutsche leidet im Laufe seines Lebens daran, niest aufgrund von Tierhaaren, Hausstaub, Chemikalien oder Pollen ständig ins Taschentuch. Die Augen jucken, Atemnot tritt auf, es kann gefährlich werden. Warum nehmen Allergien zu, was können Betroffene dagegen unternehmen?
Warum Allergien zunehmen Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers. Allergiker haben ein übereifriges Immunsystem. Es bekämpft nicht nur Krankheitserreger, sondern auch harmlose Substanzen. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie die Bandbreite der möglichen Allergien. Allergien können kommen und gehen, tauchen manchmal erst im Alter auf. Aus einem Heuschnupfen kann sogar Asthma entstehen.
An Atemwegs- und Nahrungsmittelallergien erkranken immer mehr Menschen in Deutschland, wie der NDR berichtet. In der Großstadt ist der Anteil derer, die mindestens schon eine allergische Erkrankung hatten, etwas größer als auf dem Land. Frauen sind im Schnitt häufiger betroffen als Männer. Für die Zunahme von Allergien sind mehrere Gründe verantwortlich: Aufgrund des Klimawandels ist der Pollenflug intensiver geworden und dauert länger an. In Großstädten nimmt die Feinstaubbelastung zu, die Pollen sind mit Ruß- und Feinstaubpartikeln aus dem Straßenverkehr belastet, die das Immunsystem und die Atemwege zusätzlich reizen können.
Überreaktion des Immunsystems
Immer häufiger zeigen sich Allergien auch auf der Hautoberfläche. Nesselsucht beispielsweise ist zwar medizinisch betrachtet keine Allergie, sondern eine Erkrankung der Haut. Doch wie eine Allergie kann sie durch bestimmte Auslöser verursacht werden. Nesselsucht, im Fachjargon Urtikaria, eine Hauterkrankung, macht sich durch starken Juckreiz und plötzlich auftretende Quaddeln auf der Haut bemerkbar – ganz ähnlich, als hätte man eine Brennnessel angefasst. Das Immunsystem ist verantwortlich, veranlasst eine übermäßige Ausschüttung des Botenstoffs Histamin.
Er verursacht die lästigen Hautreaktionen. Beim manchen Patienten verschwindet der Hautausschlag innerhalb weniger Tage (spontane Nesselsucht), meist ist kein konkreter Auslöser bekannt. Bei anderen Betroffenen zeigt sich die Urtikaria über mehrere Wochen (chronische Nesselsucht), kann in unregelmäßigen Abständen immer wieder auftauchen. In Deutschland leiden 800.000 Menschen an dieser schwerwiegenden, chronischen Form. Ihre Beschwerden kann der Wirkstoff Omalizumab lindern.
Was Betroffene unternehmen können
Es gibt kein universelles Allheilmittel. Jeder Mensch reagiert anders, Allergien folgen keinem bestimmten Muster, das sich auf andere Patienten übertragen lässt. Das macht die Therapie so schwierig. Jeder Betroffene sollte Vorsichtsmaßnahmen treffen, bestimmte Lebensmittel meiden, wenn sie Unverträglichkeiten verursachen, als Hausstauballergiker mit einem HEPA-Filter die Wohnung saugen und mit spezieller Anti-Milben-Bettwäsche schlafen.
Heuschnupfen-Patienten sollten ihre Kleidung, an der Pollen haften, nicht im Schlafzimmer ausziehen, und sich häufig die Haare waschen. Heuschnupfen-Allergiker können versuchen, ihr Immunsystem gezielt an die entsprechenden Pollen zu gewöhnen. Als sinnvoll kann sich auch eine Gewöhnungstherapie erweisen. Noch Zukunftsmusik: Forscher wollen Kinder so impfen, dass sie gar nicht erst eine Allergie entwickeln – so wie es bei Infektionskrankheiten bereits praktiziert wird.
Quellen:https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Warum-nehmen-Allergien-zu,allergien148.html