Ich werde ins CT gerufen, um einen Zugang für eine Kontrastmitteluntersuchung zu legen. Herr B. hatte eine Chemotherapie und ist daher schwierig zu stechen. Die Kolleginnen von der Radiologie haben sich schon dreimal daran versucht, sind aber gescheitert, weshalb sie mir das Feld überlassen.
Ich schaue mir erst den rechten Arm an, finde aber nichts, das mir gefällt. In der Ellenbeuge wäre eine Vene, aber ich kann sie nur schlecht ertasten, habe ein schlechtes Bauchgefühl und dann mach ich das nicht gern. Lieber überprüfe ich zuerst, ob vielleicht auf der linken Seite etwas zu finden ist. Mein Bauchgefühl vor dem Stechen ist ziemlich zuverlässig. Wenn ich der Vene nicht traue, klappt es meist nicht.
Nach ein paar Minuten werde ich tatsächlich fündig: Ein kleines Venchen guckt mutig zwischen dem Knöchel des Ring- und des kleinen Fingers hervor. Aus Mangel an Alternativen, und weil ich dabei ein gutes Gefühl habe, entscheide ich mich für einen Versuch.
Achtung, jetzt wird's unangenehm
Die MTRA (Fachperson für Medizinisch-technische Radiologie) ist ganz offensichtlich nicht begeistert. Sie hat mich schon während meiner Suche mehr oder minder sanft auf die Vene in der Ellenbeuge hinsteuern wollen. Das mag ich nicht – ich steche gerne da, wo ich mich wohl fühle. Dort, wo ich mir des Erfolgs einigermaßen sicher bin. Wenn sie diese am besten findet, soll sie's selbst machen.
Bevor ich irgendwas sagen kann, wendet sie sich an den Patienten. „Das wir jetzt ganz schön weh tun, Herr B.“, warnt sie ihn. „Da müssen Sie gut stillhalten, das wird sehr unangenehm.“
Wow.
Ernsthaft?
Versteht mich nicht falsch, man muss Patienten gegenüber ehrlich sein. Aber wenn man so etwas sagt, verkrampfen sie sich und bekommen Angst, und dann wird alles gleich viel schlimmer. Der Handrücken ist schmerzmäßig etwa im mittleren Feld anzusiedeln: Schmerzhafter als die Ellenbeuge, weniger schmerzhaft als die Innenseite des Unterarms.
Verängstigen ist unnötig
Hinzu kommt auch immer das individuelle Schmerzempfinden des Patienten, die Technik des „Stechenden“ und tausend andere Faktoren, die beeinflussen, wie schlimm (oder eben auch nicht) die Sache ist. Ich selber sage daher jeweils schlicht: „Es gibt jetzt einen Stich. Entschuldigung“. Das reicht aus. Wirklich.
Am Ende, wer hätte es gedacht, war es dann doch nicht so schlimm. Der Zugang saß einwandfrei (puh, Glück gehabt). Und auch wenn der Ort nicht der günstigste ist, wird der Zugang ja gleich nach der Untersuchung wieder entfernt und kann dann nicht mehr stören.
Aber bitte: Verängstigt mir nicht meine Patienten. Die wissen schon, dass das nicht gerade Spaß macht – immerhin war das bei Herrn B. auch schon der vierte Versuch. Die ersten drei waren bestimmt auch keine Geburtstagsparty. Dramatisieren und extra darauf hinweisen ist wirklich nicht nötig.