Es gehört fast zum Allgemeinwissen, dass Flohsamen bei chronischer Verstopfung und auch bei Durchfall helfen kann. Weniger bekannt ist, dass Flohsamen auch positiven Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel und auf den Cholesterinhaushalt hat wie wissenschaftliche Studien belegen.
Flohsamen hilft bei chronischer Verstopfung und verbessert fäkale Inkontinenz
Die Samenschalen bestimmter Wegericharten werden als Flohsamenschalen oder einfach als Flohsamen bezeichnet, weil sich in den Samenkapseln jeweils zwei winzige, elliptische, rotbraune Samen entwickeln, die an einen Floh erinnern. Der lateinische Name lautet Plantago psyllium oder einfach nur Psyllium (lat. Floh). Die Flohsamenschalen enthalten Flosine-Schleimpolysaccharide als Ballaststoffe, die in der Lage sind, etwa die 50-fache Menge an Wasser aufzunehmen und zu halten. Bei ausreichender Wasserzufuhr entsteht eine hohe Volumenzunahme im Darm, was die Peristaltik anregt und den Darmentleerungsreflex auslöst. Andererseits nehmen die Schleimstoffe des Flohsamens bei Diarrhö viel Flüssigkeit aus dem Darm auf, so dass auch die Symptome eines Durchfalls gelindert werden.
Für die Behandlung einer fäkalen Inkontinenz stehen hauptsächlich Loperamide und Flohsamen zur Verfügung. Das von einem belgischen Pharmaunternehmen entwickelte Loperamid ist in Deutschland seit 1976 rezeptfrei erhältlich. In einer US-amerikanischen Studie wurde festgestellt, dass Flohsamen und Loperamid nahezu gleiche Wirkung zeigen. Die Rate der fäkalen Inkontinenz ging bei beiden Behandlungen gleichermaßen zurück, ohne dass sich ein signifikanter Unterschied ergab. Allerdings zeigte sich, dass bei der Behandlung mit Flohsamen signifikant weniger Nebenwirkungen auftraten. Während der Behandlung mit Flohsamen entwickelten 10 Prozent der Patienten eine Verstopfung (Obstipation). In der Loperamid-Gruppe betrug die Obstipationsrate 27 Prozent.
Flohsamen verbessert den Glucosestoffwechsel bei Diabetes mellitus
US-amerikanische Metastudien belegen den positiven Einfluss von Flohsamen auf den Glucosestoffwechsel. Permanent hohe Glucosespiegel im Blutserum deuten entweder auf erste Anzeichen einer vorliegenden Erkrankung an Diabetes hin oder erhöhen die Gefahr, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, besonders ältere Menschen sind davon betroffen. Vorbeugende Maßnahmen bestehen darin, den hohen Blutzuckerspiegel zu senken und vor allem die Anstiegsrate des Blutzuckers nach Mahlzeiten zu dämpfen, um einen zusätzlichen Anreiz zur körpereigenen Insulinproduktion zu drosseln. Neben der Bestimmung des Blutzuckers, der immer nur eine Momentaufnahme darstellt, entspricht der Anteil glykierten Hämoglobins (HbA1c) an der Gesamtfraktion des Hämoglobins einer Langzeitaufnahme des Glukosespiegels. Glykiertes Hämoglobin zeichnet sich durch Glukosereste aus, die sich abhängig von der durchschnittlichen Blutzuckerkonzentration an das Hämoglobin anlagern. Wegen der Lebensdauer der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) von 90 bis 120 Tagen stellt das HbA1 eine Indikation für den Glukosespiegel der vergangenen 4 bis 12 Wochen dar. Bei gesunden Personen mit ausgeglichenem Blutzucker liegt der HbA1c-Anteil bei vier bis 6 Prozent.
In einer US-amerikanischen Metastudie über den Einfluss von nicht fermentiertem Flohsamen auf den Zuckerstoffwechsel wurden insgesamt 35 klinische, placebokontrollierte Untersuchungen ausgewertet. Die Forscher gelangten zu dem Schluss, dass Flohsamen einen positiven Einfluss auf den Glukosestoffwechsel hat. Interessanterweise korreliert der nachgewiesene Effekt mit der Höhe der Blutzuckerkonzentration. Das bedeutet, dass Personen, die bereits an Diabetes Typ 2 leiden, am meisten profitierten. Aber auch bei dauerhaft erhöhtem Glukosespiegel ließ sich ein signifikanter Senkungseffekt nachweisen. Die Autoren empfehlen daher Flohsamen als Supplement bei der Behandlung von Diabetes-Patienten und als vorbeugende Maßnahme vor Diabetes Typ 2 bei Personen mit dauerhaft erhöhtem Glukosespiegel.
Das metabolische Syndrom wird als eines der höchsten Risiken für die Erkrankung an einer von mehreren bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung eingestuft. Es handelt sich um einen Symptomkomplex mehrerer Stoffwechselparameter, die außerhalb der Norm liegen und von denen meist mehrere gleichzeitig auftreten. Beispielsweise steigt das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bei Vorliegen einer verstärkten Bauchfettansammlung, Bluthochdruck, dauerhaft erhöhtem Blutzucker und gestörtem Cholesterinhaushalt im Sinne einer Hypercholesterinämie, vor allem bei erhöhter Konzentration der LDL-Fraktion im Cholesterin.
Es gehört nahezu zum Allgemeinwissen, dass ein hoher Anteil von Ballaststoffen (unverdauliche Fasern) in der Nahrung einen nicht genau definierten günstigen Effekt zur Verminderung der Symptomatik bei Vorliegen eines metabolischen Syndroms ausübt. Die Autoren einer Metastudie über den Nutzen einer die Supplementierung von Flohsamen bei Metabolischem Syndrom kommen zu dem Schluss, dass sich Flohsamen besser als andere Ballaststoffe als Supplement geeignet ist, weil es besser verträglich ist und zu vergleichsweise günstigen Preisen angeboten wird. Es wird nachgewiesen, dass Flohsamen nicht nur einen erhöhten Blutzucker verringern kann, sondern dass sich auch die Insulinsensitivität verbessert. Die Autoren folgern daraus eine vorbeugende Wirkung gegen Diabetes Typ 2. Ebenso lassen sich ein Blutdruck senkender Effekt und eine Verbesserung des Lipid- und Cholesterinstoffwechsels nachweisen sowie eine natürliche Appetitzügelung.
Schlussfolgerung
Die gesundheitlich relevanten Eigenschaften von Flohsamenschalen gehen weit über eine Regulation der Darmtätigkeit bei Verstopfung oder Durchfall hinaus. Die besondere Bedeutung besteht in seiner positiven Beeinflussung des metabolischen Syndroms. In Metastudien wurde nachgewiesen, dass der Flohsamen Glukosestoffwechsel positiv beeinflusst. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann gesenkt und die Insulinsensitivität gestärkt werden. Ebenso kann sich ein regelmäßiger Verzehr von Flohsamen auf eine Normalisierung des Cholesterinstoffwechsels auswirken und weitere typische Symptome für ein Metabolisches Syndrom lindern. Insgesamt entfaltet der Flohsamen bei Personen mit Risikopotenzial eine vorbeugende Wirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vor Diabetes Typ 2.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Plantago_ovata
https://www.flohsamen-ratgeber.de