Wissenschaftler der Universität Mainz haben im Tiermodell gezeigt, dass Metformin in der Lage ist, die Entstehung von Chorea Huntington (docc.hk/av5f6u) bei Mäusen zu stoppen. Der Gendefekt, der die schwere, autosomal-dominant vererbte Erkrankung des Zentralnervensystems auslöst, ist seit langem bekannt.
Familienangehörige von Betroffenen können zwar getestet werden, eine Therapie existiert bisher jedoch nicht. Forscher in Mainz untersuchen nun einen neuen Ansatz, die Erkrankung bereits vor dem Auftreten erster klinischer Symptome zu behandeln. Bei Mäusen mit Huntington-Mutation beobachteten die Wissenschaftler mithilfe hochauflösender Photonenmikroskope, dass im Gehirn der Tiere - lange bevor diese Symptome zeigten – einzelne Neuronen deutlich aktiver waren als der Rest der Zellen. In gesunden Kontrolltieren wurden solche hyperaktiven Zellen nicht gefunden. Weiterhin sah man, dass diese einzelnen hyperaktiven Zellen die Aktivität des gesamten Netzwerkes in Richtung Hyperaktivität verschoben. Aus ihren früheren Arbeiten war den Wissenschaftlern bekannt, dass das altbekannte Diabetes-Medikament Metformin auch eine neuroprotektive Wirkung haben kann. Im Tiermodell verschwanden nun durch Metformin-Gabe sowohl die frühen Veränderungen des neuronalen Netzwerks ebenso wie spätere Verhaltensauffälligkeiten der Mäuse. In künftigen Studien wollen die Mainzer untersuchen, ob sich mit Metformingaben auch später auftretende Krankheitszeichen verhindern und Hirnnetzwerke stabilisieren lassen. Außerdem planen die Wissenschaftler eine Proof of Concept-Studie mit Huntington-Patienten, die sich in einem frühen Krankheitsstadium befinden. Hier planen sie herauszufinden, ob die orale Gabe von Metformin auch beim Menschen zur Reduktion von krankheitsverursachendem Eiweiß führt. „Wenn auch diese Untersuchungen erfolgsversprechend ausfallen, wäre der nächste Schritt zu untersuchen, ob durch Gabe von Metformin in sehr jungen Mutationsträgern die Huntington-Erkrankung tatsächlich aufgehalten werden kann“, erklärt Prof. Dr. Susann Schweiger, Direktorin des Instituts für Humangenetik. „Dies wäre ein großer Erfolg, der aber noch einige Zeit dauern kann.“
Quelle: © Isabelle Arnoux et al. / docc.hk/n3hsnm & Dr. Renée Dillinger-Reiter / UniMedizin Mainz / docc.hk/sf8yb4