Als frischgebackener Vater steht der Filmemacher David Sieveking vor einer schweren Entscheidung: Soll er seine Tochter impfen lassen oder nicht? Er versucht, das Für und Wider wissenschaftlich abzuklopfen, kratzt aber nur an der Oberfläche. Der Film liefert Impfkritikern neue Nahrung.
Hand aufs Herz: Wer von Ihnen hat tatsächlich selbst eine klinische Studie zu Impfstoffen durchgeführt? Oder wer hat selbst an Empfehlungen der Ständigen Impfkommission mitgearbeitet? Das werden wohl die wenigsten Leserinnen oder Leser gemacht haben. Doch David Sieveking, Autor und Filmemacher, erhebt sich über Ärzte, über Epidemiologen, über Virologen. In seinem Machwerk „Eingeimpft“ spricht er mit ein paar Experten und gräbt das eine oder andere Paper aus. Ab 13. September läuft der Film im Kino. Auf was müssen sich Besucher gefasst machen?
Freiheit von Eltern trifft Allgemeinwohl
Die Handlung ist schnell erzählt: Als frischgebackener Vater muss sich Regisseur David Sieveking entscheiden, ob er seine Tochter impfen will oder nicht. Während er selbst Impfungen für wichtig hält, lehnt seine Frau sie ab. Sieveking recherchiert.
Im Film wird schnell klar, welchen Spielraum Eltern in Deutschland haben. Sie können ihren Kinderarzt selbst auswählen, den Impfzeitpunkt bestimmen und entscheiden, welche Vakzine oder welche Impfungen überhaupt zum Einsatz kommen, eventuell sind Zuzahlungen fällig. Sieveking bewertet dies als aktive, persönliche Entscheidung.
Im Hintergrund bleibt das Dilemma des Staates, einerseits das Recht auf körperliche Unversehrtheit und andererseits Schutz des Allgemeinwohls zu sichern. Im Film selbst kommen vor allem anthroposophische Informationsangebote zur Sprache. Eltern wünschen sich weniger wissenschaftliche Evidenz, sondern eher persönliche Erfahrungsberichte.
Man könnte auch mal Experten fragen
Dem Film zufolge scheinen viele Eltern auch nicht zu wissen, dass es zu Fragen wie Impfung und Schwangerschaft tatsächlich Profis gibt. Man muss nicht andere Mütter oder Väter um Rat fragen. Impfstoffe werden bei der Zulassung eingehend untersucht. Hinweise auf teratogene Eigenschaften gibt es weder für biologische Komponenten noch für Hilfsstoffe wie zum Beispiel Aluminiumhydroxid oder Ethylquecksilber.
Selbst Laien können sich beim Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin über Vakzine oder Arzneimittel während der Schwangerschaft informieren. Auch in der Schwangerschaft werden etliche Impfungen, etwa gegen die saisonale Influenza empfohlen. Nur von Lebendimpfstoffen wird abgeraten. Das ist aber kein Grund für Schwangerschaftsabbrüche.
Böses Aluminium
Apropos Aluminium: Auch das heiß diskutierte Metall steht im Fadenkreuz. Die Protagonistin weint und sagt, sie sei gegen Impfungen, um ihr Kind metallfrei zu halten. Nur ärgerlich, dass wir ständig Aluminium über Nahrungsmittel oder Getränke aufnehmen. Gerade in Kakao und Schokolade ist verhältnismäßig viel Aluminium enthalten. Pro Tag nehmen wir oft mehr Aluminium auf, als in einer einzigen Spritze enthalten ist. Wie lässt es sich erklären, dass – wie im Film thematisiert – Nebenwirkungen beim Impfen mit dem Metall in Verbindung stehen, wir aber unbeschadet durch den Alltag kommen? Die Frage bleibt offen.
Lebendimpfstoffe: Wir sind die Guten
Am Ende seiner Recherchen kommt Sieveking zu einem recht überraschenden Resümee: Lebendimpfstoffe seien eher gut, und Totimpfstoffe eher schlecht. Bekanntlich handelt es sich bei Lebendimpfstoffen um abgeschwächte, jedoch biologisch aktive Erreger. Dazu gehören Masern, Mumps und Röteln. Totimpfstoffe bestehen aus chemisch abgetöteten Krankheitserregern oder aus deren immunologisch aktiven Bestandteilen. Sie sind weniger aktiv und enthalten deshalb Adjuvanzien.
Als Erklärung führt der Filmemacher eine umstrittene Theorie des dänischen Wissenschaftlers Peter Aaby an: Lebende Vakzine sollen über ihren eigentlichen Effekt hinaus das Immunsystem „trainieren“ und unspezifisch gegen weitere Infektionen helfen. Seine Studien hat Aaby in Afrika durchgeführt. Kollegen konnten den Effekt in anderen Settings nicht reproduzieren. Manchmal profitierte niemand, manchmal nur Jungen oder Mädchen. Bei einer derartigen Datenlage sollte man sich hüten, gewagte Thesen aufzustellen.
Von wegen wertvoll
Bleibt als Fazit: Der Film zeigt exemplarisch – vielleicht ohne dies zu wollen – die aus Forschungsprojekten bekannten fünf typischen Gründe („5C“), warum Patienten Impfungen ablehnen:
Da wundert man sich doch, wie die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zu ihrem Prädikat „besonders wertvoll“ kommt.