Die Maßnahmen im Einzelnen
Zu den prä- und intraoperativen Maßnahmen gehören unter anderem folgende:
• präoperativ bestehende Infektionen beim Patienten – soweit möglich – erkennen und behandeln
• bei bestimmten Operationen bei Patienten mit nasaler Kolonisation mit S. aureus eine präoperative Dekolonisation der Nase mit Mupirocin-Nasensalbe 2% allein oder in Kombination mit einer Körperwaschung mit Chlorhexidingluconat durchführen
• die präoperative Verweildauer so kurz wie möglich halten
• Haare im Operationsgebiet kürzen und nicht durch Rasur entfernen
• alle Personen, die die Operationsabteilung betreten wollen, in der Personalumkleide ihre gesamte Oberbekleidung einschließlich der Schuhe ablegen lassen und im reinen Bereich nach hygienischer Händedesinfektion keimarme Bereichskleidung anlegen lassen
• keinen Schmuck, Ringe oder Uhren an Unterarmen und Händen bzw. andere gefahrenträchtige Schmuckstücke sowie keine künstlichen Fingernägel und keinen Nagellack tragen
• vor Betreten des Operationsraumes einen Mund-Nasen-Schutz (MNS) und Haarschutz anlegen und diese vor jeder Operation und bei sichtbarer Verschmutzung oder Durchfeuchtung erneuern
• den OP-Bereich mit sauberen Händen betreten. Nach Händewaschung und vor einer chirurgischen Händedesinfektion die Hände trocknen
• die chirurgische Händedesinfektion vom OP-Team einschließlich der instrumentierenden Mitarbeiter durchführen lassen
• sterile Operationsmäntel und sterile Handschuhe tragen. Bei Operationen, die erfahrungsgemäß mit einer vermehrten Läsion von Handschuhen einhergehen, zwei Paar Handschuhe tragen
• im Operationsraum eine gründliche Antiseptik der Haut des Operationsgebietes mit einem alkoholbasierten Hautantiseptikum durchführen
• die Umgebung des Operationsgebietes steril abdecken
• nur sachgerecht aufbereitete Medizinprodukte anwenden
• nach jeder Operation die patientennahen Flächen, alle sichtbar kontaminierten Flächen sowie den gesamten begangenen Fußboden des Operationssaals desinfizierend reinigen
• in den Waschzonen die benutzten Armaturen und Waschbecken in regelmäßigen Abständen desinfizierend zwischenreinigen. In den übrigen Nebenräumen erfolgt eine desinfizierende Zwischenreinigung bei sichtbaren Verschmutzungen
• generell bei Kontamination mit Bakteriensporen oder unbehüllten Viren sporozid bzw. viruzid wirksame Präparate wählen
Zu den empfohlenen postoperativen Maßnahmen gehören unter anderem:
• die OP-Wunde am Ende der Operation mit einer sterilen Wundauflage abdecken. Der erste Verbandwechsel ist nach etwa 48 Stunden durchzuführen, sofern nicht Hinweise auf eine Komplikation zu einem früheren Verbandwechsel Anlass geben
• dem Patienten zusätzlich zur erforderlichen Aufklärung über die mit der OP verbundenen Risiken Basisinformationen über die Möglichkeiten vermitteln, durch hygienebewusstes Handeln und rechtzeitige Information über einen abweichenden Heilungsverlauf einer SSI vorzubeugen
Die vollständige Liste finden Sie
hier.
Die KRINKO-Richtlinie in der Fassung von 2018 löst einige vorangegangene Empfehlungen ab und fasst diese zusammen, darunter die Empfehlungen zur Prävention von postoperativen Infektionen im Operationsgebiet [7] (letzte Fassung von 2007 [8]), die Anforderungen der Hygiene bei Operationen und anderen invasiven Eingriffen (letzte Fassung von 2000) und die Anforderungen der Hygiene beim ambulanten Operieren in Krankenhaus und Praxis (letzte Fassung von 1997).
Erregerspektrum variiert je nach Art der OP
Nosokomiale postoperative Wundinfektionen werden meist durch bakterielle Erreger, selten auch kombiniert mit Pilzen, verursacht. Das Erregerspektrum kann je nach Operationsregion bzw. Art der Operation variieren. In der Prävention von SSI ergänzen sich laut KRINKO-Richtlinie hygienegerechtes Verhalten, begleitende prä-, intra- und postoperative Maßnahmen sowie räumlich-bauliche Voraussetzungen. Die Frage, ob eine Operation „ambulant“ oder „stationär“ durchgeführt wird, spielt laut der Autoren für die Einschätzung des SSI-Risikos keine Rolle.
Zu den Bakterien, die am häufigsten mit SSI im Zusammenhang stehen, gehören:
Die Infektionsrate auf null zu reduzieren, wird nicht machbar sein, da sind sich Experten einig. Jedoch könnten bis zu 40% aller nosokomialen Infektionen allein durch eine korrekte Händehygiene verhindert werden [9]. Auch die Teilnahme an einem nationalen Surveillance-System
(KISS) und das Feedback der eigenen SSI Daten zu nationalen Referenzdaten kann zu einer Verringerung der Infektionsrate von 25 bis 65 % führen. Das haben Daten aus Surveillance-Systemen aus verschiedenen Ländern gezeigt [7,10]. Diese Zahlen zeigen, dass sich der Einsatz lohnt. Er hilft dabei, dem Anspruch von Florence Nightingale nach einem Krankenhaus, das keinem Patienten mehr schadet, ein gutes Stück näher zu kommen.
Weiterführende Informationen