Als der LKW von rechts kam, saß die Patientin auf dem Beifahrersitz. Nicht angeschnallt. 45 Minuten Reanimation am Straßenrand. Sie kommt in unseren Schockraum, hat einen Kreislauf, einen Puls. Wir überprüfen ihre Pupillen, dann überlassen wir der jüngsten Kollegin das Feld.
Die Patientin kommt intubiert, beatmet, mit einer Tonne Supra und Arterenol on board in unseren Schockraum.
Oberarzt Super und ich werfen einen Blick unter ihre geschlossenen Augenlider. Dann tauschen wir einen Blick und überlassen der jüngsten Assistentin das Feld. Frau Frischling steht schon in den Startlöchern.
Sie macht es klasse. A,B,C,D,E. FAST, Thoraxdrainage rechts, Röntgen Thorax, noch eine Drainage links, das Becken wird stabilisiert, die offene Unterschenkelfraktur grob reponiert.
Sie schwitzt, wiederholt, nickt, wiederholt.
Die Traumaspirale zeigt das Ausmaß des Schreckens. Die Subarachnoidalblutung, das Hirnödem, die Einklemmung im Hirnstamm, die Fraktur der Halswirbelkörper, die Rippenserienfrakturen beidseits, die Beckenfraktur. Zusätzlich die Unterschenkelfraktur und die Oberarmfraktur. Erstaunlicherweise hat der Bauch nichts abbekommen.
Wir stabilisieren, telefonieren mit den Neurochirurgen, die Verlegung überlebt die Patientin nicht.
Kollegin Frischling fragt Oberarzt Super im Anschluss, ob er wusste, dass sie sterben wird.
„Ihre Pupillen waren weit entrundet, keine Lichtreaktion, kein Kornealreflex. Sie haben Ihren Job gut gemacht.“