Das erste Tertial ist vorbei. Zum Berichten bin ich wenig gekommen, aus den verschiedensten Gründen. Viel zu erzählen hätte es durchaus gegeben. Am eindrücklichsten wird mir in Erinnerung bleiben, wie sich mein Eindruck von allem in den drei Monaten entwickelt und verändert hat.
Am Anfang habe ich vor allem den Dokumentationsaufwand auf Station gesehen. Die jungen Assistenzärzte, die ewig an Briefen saßen, ständig am Telefon hingen, Befunden hinterherliefen, Untersuchungen beauftragten. Zwischendurch die Zeit am Patientenbett: äußerst gering. Die Gespräche mit Angehörigen am Nachmittag: kurz und knapp zwischen Tür und Angel, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ziemlich abschreckend fand ich das.
Dann noch einmal eine andere Station. Mit einem Assistenzarzt, der schon seit zwei Jahren dabei ist, und seine Arbeit etwas ruhiger anging. 'Weißt du, am Anfang habe ich immer die Briefe für den nächsten Tag vorgeschrieben und bin länger geblieben dafür. Damit alles vorbereitet war für die Entlassungen am nächsten Tag. Aber im Endeffekt hat das nur dazu geführt, dass ich am nächsten Tag wieder vorgearbeitet habe - und erneut Überstunden geschoben habe. Wir haben doch schon viel geschafft heute, findest du nicht? Und um diese weiteren Dinge können wir uns auch morgen kümmern.' Das hat mich erleichtert. DRG-Pauschalen trimmen die Ärzte darauf, die Liegedauern einzuhalten, im Akkord zu arbeiten. Aber sich jeden Tag aufs Neue vom System hetzen und antreiben zu lassen bis zur Erschöpfung? Schön zu sehen, dass das scheinbar nicht immer sein muss, sondern man auch mal eine Grenze setzen darf. Oder vielleicht sogar muss, um selbst nicht daran zu zerbrechen.
Zwischen all den Wespenstichen, die vor allem Verwaltungsaufwand produziert haben, kamen einige Patienten, die ernsthaft krank waren, und für die Diagnostik und Therapie eingeleitet wurden. Erstdiagnose Leberzirrhose mit punktionswürdigem Aszites (Bauchwasser, das entlastend abpunktiert wird), Bronchialkarzinom, akuter Herzinfarkt, Vorhofflimmern. Meine Aufgaben: Anamnesegespräch um die Krankengeschichte zu erheben, körperliche Untersuchung, Anordnungen von Medikamenten und Untersuchungen vorbereiten. Alles in enger Zusammenarbeit mit den Ärzten, versteht sich.
Und die waren es, die am meisten dazu beigetragen haben, dass ich mich am letzten Tag wehmütig verabschiedet habe. Die Kollegen, die mit Freude und Energie an der Arbeit waren, denen es Spaß gemacht hat, mir Dinge zu erklären und zu zeigen, die offen darüber geredet haben, wenn auch sie noch auf Probleme stoßen, zu denen sie keine direkte Antwort wissen. Die sich gegenseitig unterstützen und zwischendurch scherzen, um Spannung abzubauen. Denen ihr Beruf Freude bereitet, auch wenn sie in der Inneren Medizin nicht immer heilen, aber zum Großteil doch deutlich helfen und erleichtern können.
Mit einem guten Gefühl bin ich aus diesem ersten Tertial gegangen. Innere Medizin, könnte das etwas für mich sein? Anfangs hätte ich diesen Gedanken weit von mir geschoben. Mittlerweile hätte ich Lust gehabt, ein richtiges Teammitglied zu werden - und zu arbeiten. Vielleicht mit dem Ziel, Allgemeinmedizinerin zu werden und irgendwann in einer Praxis zu arbeiten. Aber dennoch - rosige Aussichten nach dem ersten PJ-Praxistest.
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