Es gibt Berufe im Gesundheitswesen, die so stiefmütterlich behandelt werden, dass sie in naher Zukunft wohl aussterben werden. Ein Beispiel: Die pharmazeutisch-kaufmännischen Assistenten, die guten Seelen vieler Apotheken. Mit ihrem mickrigen Gehalt kommen sie kaum über die Runden.
Eines wurde mir auf der diesjährigen Expopharm in München sehr deutlich: Die Apotheker werden hier umworben, das liegt in der Natur der Sache. Doch die nächste große Zielgruppe der Industrie sind eindeutig die Pharmazeutisch-technische Assistenten. Überall sieht man „PTA in love“, „PTA des Jahres“, PTA-Fortbildungen und haufenweise Jobangebote aus der Industrie. Wir werden umworben wie selten zuvor.
Doch gibt es da nicht noch einen anderen Beruf in der Apotheke? Sind da nicht noch die PKAs, die pharmazeutisch-kaufmännischen Assistenten die dem Personal im Verkauf, dem Labor und der Rezeptur den Rücken freihalten? Wer denkt eigentlich an die?
Sie die guten Seelen der Apotheken, die Telefonisten, die Aufräumer, die Lageristen, die Kaffeekocher. Manchmal auch Kosmetikexperten, Einkäufer, Buchhalter (ja, auch Buchhaltung gehört zur Ausbildung dazu), Preisgestalter, Dekorateure und die rechte Hand des Chefs.
Keine Wertschätzung für PKAs
Und wie dankt man ihnen? Sie werden so schlecht bezahlt, dass sie sich ohne Partner eigentlich kaum selbst finanzieren können. Zum Leben zu wenig, zum sterben zu viel. Und trotzdem sind viele von ihnen hoch motiviert. Doch statt glücklich zu sein, dass es noch PKAs in den Apotheken gibt, wird gerade laut darüber nachgedacht, diesen Beruf abzuschaffen.
Aufgrund der miesen Entlohnung und der leider oft fehlenden Wertschätzung wandern viele der kaufmännischen Assistenten in andere Berufszweige ab. Deutschlandweit werden immer mehr PKA-Schulen geschlossen und die Apothekengewerkschaft ADEXA schlägt Alarm. PKA scheint ein aussterbender Beruf zu sein.
Es gibt zu viele unglückliche PKAs
Ich bin jetzt mal ganz ketzerisch und sage: gut so! Und zwar nicht, weil ich die PKAs nicht zu schätzen wüsste, sondern gerade weil ich finde, dass sie mehr Wertschätzung verdient haben. Zu oft habe ich miterlebt, wie wirklich gute und engagierte kaufmännische Angestellte in den Apotheken unzufrieden und unglücklich sind. Sie werden ihr Leben lang schlecht bezahlt und alle anderen haben mehr Befugnisse als sie.
Viele kehren der Apotheke irgendwann den Rücken oder satteln dann doch noch die drei Jahre PTA-Schule drauf. Eine Verkürzung der PTA-Ausbildung bei entsprechendem Vorwissen, was die PKAs oft vorweisen können, ist nicht möglich. Ohnehin vertrauen viele Apothekenleiter inzwischen die Warenwirtschaft den PTAs an, denn die können immerhin auch mal in die Rezeptur oder hinter den HV-Tisch, wenn Not am Mann ist.
Verschmelzung von PTA und PKA?
Gerade ist der PTA-Beruf im Umbruch. Jens Spahn hat signalisiert, offen für eine Veränderung wie Schulgeldfreiheit oder einer Verlängerung der Ausbildung zu sein. Wäre des völlig vermessen, die beiden Berufe bei längerer Ausbildunsgzeit zusammenzulegen? PTAs könnten mit kaufmännischem Grundwissen nicht nur für Apotheken attraktiver sein, sondern sich auch noch andere Berufsfelder erschließen.
Die PKAs würden dann im PTA-Beruf aufgehen. Und die PKAs oder PTAs, die ihre Ausbilung bereits abgeschlossen haben und den neu geschaffenen Beruf spannend finden? Vielleicht wäre es möglich, dieser Gruppe, eine verkürzte Ausbildungszeit anzubieten. Wenn man den PTA-Beruf schon nicht aufwerten möchte, indem man nach einer gewissen Berufserfahrung die Möglichkeit bietet, per Zusatzstudium eine Vertretungsbefugnis zu erlangen, kann man den Beruf vielleicht so attraktiver machen.
Meine Gedanken enthalten viele Wenns und Vielleichts, aber wenn meinem Berufszweig nicht mehr Verantwortung im Apothekenalltag zugetraut wird, fällt es den Pharmazeuten vielleicht leichter, wenigstens die kaufmännischen Tätigkeiten für uns zu öffnen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir Alt-PTAs dann irgendwann zu den Apotheken-Parias werden, die die PKAs zur Zeit häufig sind.