Bisher gab es nur zwei Möglichkeiten, die Linse bei einer Kataraktoperation zu öffnen: Manuell oder mit einer teuren Lasertechnik. Nun haben Forscher ein präzises und kostengünstiges Verfahren entwickelt, das den herkömmlichen Techniken überlegen sein soll.
Die Operation der Katarakt zählt mit ca. 14 Millionen OPs pro Jahr weltweit zu den am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffen. Alleine in Deutschland werden jährlich rund 650.000 Operationen durchgeführt. Forscher des Instituts für Angewandte Optik und Elektronik der TH Köln entwickeln zusammen mit den AZ Augenchirurgischen Zentren AG (AZ-AG) Köln ein präzises und kostengünstiges Verfahren. Dieses soll Vorteile gegenüber den herkömmlichen Operationstechniken haben.
Derzeit gibt es zwei Vorgehensweisen, um bei der Kataraktoperation die Linsenkapsel kreisrund zu öffnen: Bei der herkömmlichen Phakoemulsifikation schneidet der Operateur manuell eine kreisrunde Öffnung, durch die er anschließend die Augenlinse manuell über Ultraschall zerstört. Alternativ kommt ein Femtosekundenlaser zum Einsatz, der die Öffnung der Vorderkapsel und die Fragmentierung der Linse übernimmt. Der anschließende Einsatz einer künstlichen Linse erfolgt in beiden Fällen manuell durch den Operateur. Der Lasereinsatz ermöglicht gegenüber der manuellen Technik eine präzisere Schnittführung. Nachteile sind hingegen die längere Operationsdauer sowie die hohen Kosten: Rund 400.000 Euro kostet das Lasergerät an sich. Bei jeder OP entstehen weitere laufende Kosten von rund 500 Euro durch Verbrauchsmaterialien. Das neue Verfahren ersetzt den Einsatz des Femtosekundenlasers durch ein mechanisches Operationswerkzeug. Es schneidet die kreisrunde Kapsulotomie durch eine Rotation mit wenigen Umdrehungen kontrolliert ein. Angetrieben wird das Schneidewerkzeug über ein externes Magnetfeld – die Krafteinbringung ist dabei berührungsfrei. Das ein Millimeter hohe und mit einem Durchmesser von fünf Millimetern versehene Schneidewerkzeug ist aus Stahl, der mit einer speziellen Legierung angefertigt wird.
„Derzeit führen wir noch Funktionstests durch, ob die Präzision vergleichbar ist zu der eines Lasers. Denn der komplette Vorgang wird zwar manuell durch den Operateur ausgeführt, allerdings ist unsere Technik unabhängig vom Geschick des Operateurs, da durch das Instrument der Durchmesser festgelegt und der Arbeitsschritt damit quasi automatisiert ist“, sagt Prof. Uwe Oberheide, Experte für Optische Technologien und Biomedizinische Optik, der zusammen mit Dipl.-Ing. Marian Jacobs das Werkzeug an der TH Köln entwickelt hat. Das Gerät wird voraussichtlich nur ein Fünftel des Anschaffungspreises eines Femtosekundenlasers kosten. Die laufenden Verbrauchskosten würden ebenfalls geringer ausfallen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die komplette OP unter dem Mikroskop stattfinden kann und die Patienten nicht zum Lasergerät bewegt werden müssen. Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Technischen Hochschule Köln.