Die Schlaflosigkeit vieler Menschen ließ sich bisher kaum nachweisen. Doch Schlafforscher aus Freiburg zeigen jetzt: Schlaflose Nächte finden oft nur im Traum der Patienten statt und sind gar nicht real. Für die Betroffenen ist der vermeintliche Schlafmangel dennoch belastend.
Schlaflose Nächte scheinen oft nur im Traum stattzufinden. Dies legt zumindest eine neue Studie des Universitätsklinikums Freiburg nahe. Sie beschreiben im Fachmagazin Sleep, dass Schlaflosigkeit in vielen Fällen nur ein böser Traum ist. In Schlaflaboren zeigte sich schon häufiger eine Diskrepanz zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiv messbarer Schlafdauer bei Insomnie-Patienten: Die meisten Patienten, die eine stark ausgeprägte Schlaflosigkeit schilderten, schliefen allerdings rund 80 Prozent des normalen Pensums. Erstmals liefern Studienergebnisse nun eine messbare Erklärung für diese Widersprüchlichkeit. Die Freiburger Forscher untersuchten 27 Probanden mit schweren Schlafstörungen und 27 gesunde Schläfer. Mit einem Signalton wurden die Probanden aus der REM-Phase geweckt. Sobald sie aufgewacht waren, stellte ihnen ein Studienmitarbeiter im abgedunkelten Zimmer folgende Frage: „Haben Sie gerade geschlafen oder waren Sie wach?“ Das erstaunliche Resultat: „Obwohl alle Probanden aus dem Traumschlaf geweckt wurden, war sich jeder sechste Proband mit Schlafproblemen sicher, wachgelegen zu haben“, sagte Forschungsgruppenleiter Dr. Bernd Feige. Fragte man die vermeintlich schlaflosen Probanden nach ihrer letzten Erinnerung vor dem Signalton – also nach ihren Träumen – berichteten sie von quälenden Gedanken darüber, nicht schlafen zu können.
Aufgrund der niedrigen Anzahl an Studienteilnehmern ist das Ergebnis zwar nicht besonders aussagekräftig, aber das Experiment zeigt einen neuen Aspekt auf: Bisher hatten Schlafforscher nicht in Erwägung gezogen, dass Patienten ihre Schlaflosigkeit nur träumen. Im Vergleich zu den Probanden mit Schlafstörung wähnten sich die gesunden Probanden nach der gezielten Weck-Aktion fast nie wach.
In ihrer Mitteilung betonen die Forscher jedoch, dass es für die Belastung der Patienten keinen Unterschied mache, ob die Schlafstörung objektiv messbar oder nur im Traum vorhanden sei. Die Erkenntnis gebe ihnen aber wertvolle Hinweise zur Behandlung. So können etablierte Traumtherapien den Betroffenen helfen oder auch Medikamente, die auf eine Stärkung der Traumphase abzielen. „Viele Insomnie-Patienten sind sehr leistungsorientiert und fokussiert“, so einer der Forscher. „Genau diese Strategie funktioniert beim Schlaf aber nicht. Schlaf kommt, wenn man sich von Erwartungen löst.“