Patienten fürchten beim Hautkrebsscreening vor allem das maligne Melanom. Doch Basaliome und Spinaliome treten wesentlich häufiger auf. Die Exzision ist nach wie vor die Therapie der Wahl, aber nicht immer möglich.
Viele Menschen beschäftigen sich in den Sommermonaten vermehrt mit dem Thema Haut – zurecht, denn seit Jahren steigen die Zahlen der Hautkrebserkrankungen an. Im Fokus steht dabei vor allem das maligne Melanom: Immerhin erkrankten im Jahr 2010 in Deutschland etwa 18.000 Männer und Frauen daran. Deutlich weniger präsent sind vielen hingegen Spinaliome und Basaliome – obgleich sie zu den häufigsten Krebsarten überhaupt zählen. So erhielten schätzungsweise 78.000 Männer und 74.000 Frauen im Jahr 2010 die Diagnose „Basaliom“. Hinzu kamen im gleichen Jahr 22.000 Männer und 15.000 Frauen bei denen ein Plattenepithelkarzinom festgestellt wurde. Zwei Jahre später stieg die Zahl der Basaliome in Deutschland weiter auf insgesamt 159.200 Menschen und auch die Zahl der Männer und Frauen mit einem Spinaliom erhöhte sich um 7.300 im Jahr 2012. Im Allgemeinen gilt die Exzision als Standardtherapie. Doch auch Behandlungsoptionen ohne Einsatz des Skalpells werden eingesetzt, insbesondere in Anfangsstadien, wie der aktinischen Keratose oder, wenn es kosmetische Aspekte zu berücksichtigen gibt.
Basalzellkarzinom ©National Cancer Institute Im Vergleich zum malignen Melanom gelten die Basalzell- und Plattenepithelkarzinome zwar als weniger gefährlich, dennoch sind sie nicht zu verharmlosen: „Er ist nicht so aggressiv, weil er gar keine, oder erst spät Metastasen bildet, und ist daher weniger gefährlich“, erläutert Dr. Hans-Ulrich Voigt, praktizierender Hautarzt in München. „Aber auch weißer Hautkrebs muss früh erkannt und behandelt werden, sonst wächst er in die Tiefe, und das kann gerade im Kopfbereich entstellende Zerstörungen anrichten. Wenn Tumore wachsen und erst spät entfernt werden, kann es passieren, dass große Narben zurückbleiben oder der Patient sogar seine Nase, ein Auge oder ein Ohr verliert.“ Daher ist es notwendig auch für diese Hautkrebsvarianten mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung zu schaffen. Während viele Menschen überwiegend dunkle Pigmentflecken im Blick haben – die sich insgesamt deutlich seltener zu Hautkrebs entwickeln – sind die Anzeichen für Basaliome, Spinaliome und der aktinischen Keratose (AK) als Vorstufe oft wenig bekannt und mitunter auch schwieriger zu erkennen. Als Hinweise für ein Basaliom gelten:
Auch die Anzeichen einer aktinischen Keratose treten an ähnlichen Lokalisationen auf und sind als hautfarbene bis rötlich schimmernde Rauhigkeiten für Laien mitunter schwer zu erkennen. Für Dermatologen besteht zudem die Herausforderung in der Abgrenzung zu anderen Hauterkrankungen. Besonders im Anfangsstadium gilt es zahlreiche Differenzialdiagnosen zu bedenken: Benigne Dermatosen:
Maligne Hauttumore:
Untersuchungen zeigten, dass sich die aktinische Keratose im Durchschnitt innerhalb von zwei Jahren in ein Plattenepithelkarzinom weiterentwickelt.
Vielfach greifen Dermatologen bei verdächtigen Hautveränderungen zum Skalpell, denn zum einen bleibt die Diagnose ohne histopathologische Untersuchung Spekulation, zum anderen ist mit der Exzision von Spinaliomen und Basaliomen die Therapie in vielen Fällen bereits abgeschlossen. „Der Goldstandard für die Behandlung von weißem und schwarzem Hautkrebs ist die vollständige operative Entfernung. Besonders im Gesicht sollten die Tumore so schnell wie möglich operiert werden, um zu verhindern, dass sie zwar vielleicht oberflächlich abheilen, aber darunter weiter in die Tiefe wachsen“, erklärt Dr. Voigt. Doch gerade bei der aktinischen Keratose erfolgt die Diagnose häufig aufgrund des klinischen Erscheinungsbildes, ihre differenzialdiagnostische Abgrenzung mithilfe des Auflichtmikroskops. Für eine zweifelsfreie Diagnostik ist die histopathologische Beurteilung jedoch unerlässlich und für diese kommt man um das Skalpell nicht herum. Doch nicht immer ist die Exzision angebracht oder möglich, etwa wenn der betroffene Hautbezirk sehr groß ist oder die Lokalisation, z. B. am Auge, eine Schnittentfernung unmöglich macht. Zu den schonenderen invasiven Verfahren zählen dann:
Bei fortgeschrittenen Stadien des Plattenepithelkarzinoms oder hohem Rezidivrisiko besteht eine Behandlungsoption in einer Strahlentherapie. Im Falle der aktinischen Keratose, oder bei oberflächlichen Spinaliomen und Basaliomen können alternativ zur Chirurgie auch topische Wirkstoffe zum Einsatz kommen, wie etwa:
Studien bewerten die einzelnen Verfahren hinsichtlich der Rezidivrate jedoch unterschiedlich. Wurden die Wirkstoffe in der Therapie der aktinischen Keratose eingesetzt, lagen die Rezidivraten für Imiquimod bei 27 %, für 5-Fluorouracil bei 46 % und nach erfolgter Kryotherapie bei 72 %. Vor allem bei der Kryotherapie scheint die Erfahrung des Behandlers aber auch die Hautdicke der behandelten Stelle entscheidenden Einfluss zu nehmen. Zur systemischen Therapie steht für die Behandlung des fortgeschrittenen oder metastasierten Basalioms mit Vismodeguib zudem ein neuer Wirkstoff zur Verfügung. Er kommt zum Einsatz, wenn andere Therapieoptionen wie Operation und Strahlentherapie nicht möglich sind.
Der beste Schutz vor Basaliom und Co. besteht in der Vorbeugung durch entsprechende Sonnenschutzmittel sowie in einem moderaten Umgang mit der Sonnenexposition. Angesichts der Häufigkeit von semimalignen und malignen Tumoren der Haut, obliegt es der Verantwortung von Dermatologen, neben dem Bewusstsein für die Gefahren des malignen Melanoms, auch eine Aufmerksamkeit ihrer Patienten für das Thema weißen Spinaliome und Basaliome zu schaffen. Denn hier ist die Prognose gut – vorausgesetzt eine frühe Diagnostik und Therapie erfolgt, für die die Exzision nach wie vor Standard ist. Dies sieht auch der Tübinger Dermatologe Prof. Dr. Helmut Breuninger so: „Mit einer operativen Frühtherapie sind also praktisch 100 Prozent aller weißen Hautkrebse auf Dauer heilbar".