Forschende Hersteller investieren viel Zeit und Geld in klinische Studien. Der „Risikofaktor Patient“ macht ihnen trotzdem das Leben schwer – etwa durch hohe Drop-Out-Raten. Ein spezieller Concierge-Service verspricht nun Abhilfe.
Entwickeln pharmazeutische Firmen Wirkstoffe gegen seltene Erkrankungen, haben sie mit etlichen Problemen zu kämpfen. Anders als bei großen Volkskrankheiten wie Typ 2-Diabetes finden sie nicht an jeder Ecke ausreichend viele Patienten, sondern müssen sich international auf die Suche machen. Für Teilnehmer bedeutet das, oft weite Strecken zum Studienzentrum zurückzulegen. Konzerne stecken ihrerseits viel Energie in logistische Aufgaben. Damit nicht genug: Bei 60 bis 80 Prozent aller klinischen Studien mit kommt es zu Verzögerungen, weil es Herstellern nicht gelingt, ausreichend viele Patienten zu rekrutieren – spätere Produkteinführungen inklusive. Und 40 Prozent aller Studien scheitern, weil Teilnehmer das Handtuch werfen. Clincierge®, ein neuer Dienstleister, verspricht Abhilfe.
Das Unternehmen bietet patientenorientierte Services für forschende Unternehmen oder CROs an. Mittlerweile werden 34 laufende Studien unterstützt, etwa von AstraZeneca, Alnylam Pharmaceuticals, Ultragenyx Pharmaceutical oder Vanda Pharmaceuticals. Experten organisieren die Akquise von Patienten, kommunizieren mit Studienteilnehmern, buchen Flüge oder organisieren Hotels. Gleichzeitig statten sie Teilnehmer mit Bankkarten aus, damit sie bei Auslagen nicht in Vorleistung treten müssen. Scott Gray, CEO von Clincierge®, erläuterte bei der World Orphan Drug Conference in Washington, welche Schwerpunkte seine Firma setzt: Da seltene Krankheiten weltweite Aktivitäten voraussetzen, ist Clincierge® in 30 Ländern aktiv. Mitarbeiter kommunizieren in der jeweiligen Muttersprache mit Studienteilnehmern – das senkt Drop-out-Raten weiter. Auch bei der Beantragung von Visa zu medizinischen Behandlung unterstützen sie Laien. Hersteller sparen Unternehmensangaben zufolge immense Ressourcen von bis zu 3.500 Personenstunden pro Studie oder 32 Personenstunden pro Teilnehmer. Zeitgleich verringert sich die Drop-out-Rate von 30 bis 35 Prozent auf unter fünf Prozent.
Diese Fakten haben Clinical Information News, einen Informationsdienstleister des Cambridge Information Institute, bewogen, Clincierge® auszuzeichnen. Der Konzern erhielt jetzt einen der begehrten „Best Practice Awards“. Die Leistungen zeichneten sich durch hohe Innovationskraft aus und würden in der Industrie dringend benötigt, argumentierte die Jury.
Concierge-Services sind aber nicht die einzige Möglichkeit, Studienteilnehmer zu rekrutieren und mit ihnen in Kontakt zu bleiben. GlaxoSmithKline (GSK) testet zurzeit, welchen Beitrag Apps künftig leisten könnten. Der Konzern hat auf Basis von Apples ResearchKit ein kleines Programm entwickelt. Für die Studie „Patient Rheumatoid Arthritis Data from the Real World“ (PARADE) sollen 300 Patienten mit rheumatoider Arthritis rekrutiert werden.