Die Menopause und der Prozess des Alterns stehen in einem direkten Zusammenhang – die Frage war bisher nur, was kam zuerst? Jetzt konnten Forscher belegen, dass die Menopause den Prozess der zellulären Alterung um sechs Prozent beschleunigt.
Seit Jahrzehnten diskutieren Wissenschaftler darüber, ob die Menopause durch das Altern ausgelöst wird oder umgekehrt: ob der Alterungsprozess durch die Menopause vorangetrieben wird. „Es ist wie das Huhn oder das Ei: Was kam zuerst? Unsere Studie zeigt als erste, dass die Menopause den Alterungsprozess beschleunigt“ so David Geffen, einer der Autoren.
Die Schlussfolgerungen der Forscher der University of California in Los Angeles stützen sich auf die Daten von mehr als 3.100 Frauen. Sie untersuchten das Erbgut der Zellen von Blut, Speichel und Mundschleimhaut auf Methylgruppen. Diese werden an bestimmten Stellen an den DNA-Strang angelagert und verhindern dort das Ablesen der Informationen. Wo genau diese Anlagerungen stattfinden, hängt auch vom Alter ab. Ziel war es herauszufinden, welcher Zusammenhang zwischen dem chronologischen und dem biologischen Alter der Frauen besteht.
Es zeigte sich, dass die Menopause den zellulären Alterungsprozess im Schnitt um sechs Prozent beschleunigt. „Das klingt auf Anhieb zwar nicht viel, summiert sich aber im Laufe eines Lebens“, so Steve Horvath, leitender Autor der Studie. So seien die Blutzellen einer Frau, bei der die Menopause mit 42 Jahren eintritt, im Alter von 50 Jahren biologisch gesehen ein Jahr älter als jene einer Frau, deren Regelblutungen erst mit 50 enden. Umfassende Kausalstudien sollen jetzt die Ursache-Wirkung-Beziehung der Ergebnisse weiter aufschlüsseln. Interessant für die Forscher ist die Tatsache, dass nur das Blut der Frauen von dem Alterungsprozess betroffen ist. Bei den untersuchten Zellen im Speichel und der Mundschleimhaut konnte der Zusammenhang zwischen Menopause und Alter nicht festgestellt werden. „Das Blut einer Person ist ein Spiegel für das, was in anderen Teilen des Körpers passiert“, so Morgan Levine, einer der Studienautoren.
Die Studie stützt sich auf das Modell der epigenetische Uhr. Diese dient mittlerweile als geläufige Methode, um epigenetische Verlagerungen in den Genen zu überwachen. Dabei wird anhand von 353 markanten Stellen im Erbgut das biologische Alter von menschlichen Zellen bestimmt. Die epigenetische Uhr ist eine sehr präzise und leicht zu lesende biologische Uhr, die von Steve Horvath entdeckt wurde. Basierend auf den Mechanismen der Epigenetik tickt sie in fast allen Teilen des Körpers gleich. Im Laufe des Alterungsprozesses der Zellen verändert sich auch das Muster ihrer epigenetischen Marker. Hoverath sieht in der aktuellen Studie zur Menpause daher auch einen wichtigen Beleg für die Funktion der epigenetischen Uhr als diagnostisches Tool. Mit ihrer Hilfe können beispielsweise die Effekt von Therapien evaluiert werden - so auch Hormontherapien für Frauen in der Menopause. Originalpublikation
Menopause accelerates biological aging[Paywall] Morgan E. Levine et al.; PNAS, doi: 10.1073/pnas.1604558113; 2016