Wird bei Frauen mit bestimmten Genmutationen ein aktiv durchblutetes Brustgewebe in der MRT gemessen, deutet dies auf ein vergrößertes Brustkrebsrisiko hin. Untersuchungen zeigen aber, dass eine hohe Durchblutung allein kein Indikator für ein erhöhtes Risiko darstellt.
Frauen mit einer bestimmten Genmutation zählen zu Hochrisikopatientinnen für Brustkrebs. In der Magnetresonanztomographie ist bei ihnen aktiv durchblutetes Gewebe messbar, das auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko hinweist. Wissenschaftler der MedUni Wien untersuchten nun, ob ein in der MRT sichtbares, aktiv durchblutetes Gewebe auch bei solchen Patientinnen auf ein erhöhtes Risiko hinweisen könnte, die keine Genmutation haben. Sie führten eine Querschnittsstudie durch und analysierten die Befunde einer Gruppe von 540 Patientinnen, die zur weiteren Abklärung auffälliger Befunde im Rahmen des Brustkrebsfrüherkennungsprogramms zu einer MRT überwiesen wurden. Dabei konnten sie zeigen, dass in dieser Gruppe von Patientinnen, die kein erhöhtes Brustkrebsrisiko durch familiäre Häufung oder bekannte Mutationen hatten, letztlich nur das Alter für das Risiko einer Brustkrebserkrankung entscheidend ist. Die Aktivität der Brust, wie sie in der MRT durch die Hintergrundanreicherungen abgebildet wird, spielt dabei keine Rolle. Darüber hinaus zeigen die Studiendaten, dass ein sehr aktives Brustgewebe bei Nicht-Hochrisikopatientinnen auf ein geringeres Alter und somit auf ein geringeres Erkrankungsrisiko deutet. Diese Frauen müssen auch keine weiteren Untersuchungen durchführen lassen.
Die Autoren zeigen mit Ihrer Arbeit jedoch auch auf, wie wichtig die Kenntnis der Hintergrundanreicherung für Hochrisikopatientinnen zur Risikoeinschätzung einer Brustkrebserkrankung ist. Ihre Ergebnisse lassen darauf schließen, dass im Vergleich zu Frauen ohne diese Risikofaktoren das veränderte Brustgewebe von Hochrisikopatienten anfälliger für Entartungen ist. Wenn nun dieses anfällige Gewebe aktiv wird – was sich auch in einer erhöhten Zellteilungsrate widerspiegelt – häufen sich zelluläre Entartungen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Krebserkrankung führen. Bei der gesunden Patientin, deren Gewebe intakte Reparaturmechanismen aufweist, schadet dagegen dessen Aktivierung nicht. Das Gewebe ist in der Lage, selbsttätig mögliche Fehler zu beheben, bevor es zu einer Krebserkrankung kommt.
Eine im MRT sichtbare hohe Hintergrundanreicherung der Brust bei Nicht-Hochrisikopatientinnen spricht also in erster Linie für ein junges Alter, bei Hochrisikopatientinnen jedoch deutet sie nach bisheriger Erkenntnis auf ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko hin und sollte bei der Entscheidungsfindung für eventuelle präventive Maßnahmen einbezogen werden. Originalpublikation: MRI Background Parenchymal Enhancement Is Not Associated with Breast Cancer Barbara Bennani-Baiti et al.; PLoS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0158573; 2016