Patienten, die ihrem Arzt treu bleiben, sind nicht nur zufriedener und kooperativer. Sie leben auch länger: Ein häufiger Arztwechsel wurde mit einer höheren Mortalität assoziiert, ergab ein kürzlich veröffentlichtes Review.
Patienten, die ständig den Arzt wechseln, bauen seltener eine vertraute Beziehung zu ihrem Arzt auf. Dabei ist die Arzt-Patienten-Beziehung für den Krankheitsverlauf und Behandlungerfolg extrem wichtig. Eine Studie kommt nun sogar zu dem Ergebnis, dass die Mortalität unter Patienten höher ist, wenn sie häufiger den Arzt wechseln. Denis Pereira Gray von der University of Exeter, Großbritannien, analysierte die Ergebnisse von 22 Studien aus neun verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Gesundheitssystemen. Die meisten Studien, darunter 15 retrospektive und vier prospektive Kohortenstudien, wiesen eine besonders große Patientenzahl auf (Median 16.855) und wurden nach 2010 veröffentlicht. 20 Studien fokussierten sich dabei auf die allgemeine Mortalität.
Zwar kamen bei den Studien unterschiedliche Methoden zum Einsatz, um die Patienten-Kontinuität zu messen, was eine Gesamteinschätzung zur Mortalität nicht ermöglichte. Trotzdem zeigten 18 der 22 Studien, dass Patienten, die kontinuierlich zum gleichen Arzt gehen und seltener wechseln, eine niedrigere Sterebrate aufweisen. Das gilt sowohl für Hausärzte, als auch Fachärzte, Chirurgen und Psychiater. In einer Studie untersuchte man beispielsweise die Sterberate von über 300.000 Diabetikern in Taiwan. Die Mortalität war unter denjenigen, die stets den gleichen Arzt aufsuchten, halb so hoch im Vergleich zu Patienten mit häufigen Arztwechseln (Hazard ratio (HR) 0,47 (95% Konfidenzintervall (CI), 0,46-0,48)). Im Gespräch mit New Scientist spekuliert Pereira Gray über mögliche Gründe: „Wenn ein Patient immer wieder den gleichen Arzt aufsucht, vertraut er sich ihm mehr an. Er gibt dem Arzt mehr relevante, manchmal persönlichere Informationen oder spricht über Ängste. Der Arzt kann die Behandlung dann viel besser an den Patienten anpassen“. Weiterhin seien Patienten, die ihrem Arzt treu blieben, zufriedener und kooperativer. Dieser Optimismus wirke sich nicht nur auf die Compliance aus, sondern sogar auf die Gesundheit.
Den größtmöglichen Behandlungserfolg erlebt natürlich nicht nur der Patient, der seinem Arzt treu bleibt. Der Patient muss auch genügend Zeit bei seinem Arzt verbringen. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland bei der Kontaktzeit eher schlecht ab: Deutsche Ärzte haben im Durschnitt weniger als acht Minuten Zeit pro Patient. In Schweden verbringen Patienten rund 22 Minuten bei ihrem Hausarzt.