Dass Obst und Gemüse gut für uns sind, wissen wir schon lange. Zum Beispiel sollen sie das Risiko mindern, an Krebs zu erkranken oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Darüber hinaus wurde nun eine weitere Wirkung von Grünzeug und bunten Früchten belegt: Sie heben die Stimmung.
An apple a day, keeps the doctor away – und nicht nur das: Der Konsum von Obst und Gemüse macht darüber hinaus scheinbar auch noch glücklich. Einer australischen Studie zufolge soll der regelmäßige Genuss von Gemüse und Früchten die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben in etwa so positiv beeinflussen, wie es ein neuer Job nach längerer Arbeitslosigkeit tun würde. Dies galt zumindest für Menschen, die bisher fast gar kein Obst und Gemüse gegessen hatten und sich dann angewöhnten, bis zu acht Portionen täglich zu sich zu nehmen. Um herauszufinden, ob sich ein Zusammenhang zwischen psychischem Wohlbefinden und bestimmten Lebensmitteln herstellen lässt, nahmen die Forscher die Ernährungsgewohnheiten von ca. 12.000 Australiern unter die Lupe. So heißt es im Abstract der Studie, es seien 12.385 Ernährungstagebücher von zufällig ausgewählten Australiern analysiert worden. Bei sorgfältigerem Lesen der Studie stellt sich dann allerdings heraus, dass die Forscher vielmehr auf Daten des Household, Income, and Labour Dynamics in Australia Survey (HILDA) aus dem Zeitraum von 2007 bis 2009 zurückgegriffen haben. Der HILDA-Survey sammelt Daten von Mitgliedern australischer Haushalte, die älter als 15 Jahre sind. Ziel der Erhebung ist es, Informationen zu den Schwerpunkten „wirtschaftliches und subjektives Wohlbefinden“ sowie Dynamiken des Arbeitsmarkts und des Familienlebens zu gewinnen. Ingesamt enthält der Bericht Information zu 13.969 Australiern, wovon sich die Daten von ungefähr 12.000 Individuen für die Untersuchung des Obst- und Gemüseverzehrs auswerten ließen, bei den übrigen Teilnehmern fehlten die relevanten Informationen.
Der Survey enthielt in beiden Jahren jeweils zwei Fragen zum Thema „Obst- und Gemüseverzehr“. So wurden Teilnehmer gefragt, wie häufig sie Obst und Gemüse pro Woche aßen, wobei die Fragen auch Obst und Gemüse aus Dosen, in tiefgefrorenem oder getrocknetem Zustand miteinschlossen. Diejeningen die angaben, regelmäßig Früchte zu essen, sollten anschließend erläutern, wie viele Portionen sie pro Tag zu sich nahmen. Ob Ernährungstagebücher tatsächlich mit einzelnen Invertviewfragen gleichgesetzt werden können, sollte an dieser Stelle kritisch betrachtet werden. In einem anderen Teil des HILDA-Surveys wurden die Teilnehmer aufgefordert, die Zufriedenheit mit ihrem Leben zu bewerten. Antworten konnten auf einer Skala von 1 bis 10 angegeben werden – 10 gab den höchsten Grad der Zufriedenheit an. Der Durchschnitt lag hier bei 7,91. Zum Schluss wurde der Zusammenhang der beiden Variablen – also (1) das subjektive Zufriedenheitsgefühl der Menschen und (2) der Obst- und Gemüsekonsum – ausgewertet. Demzufolge bedeutet ein Aufstieg vom geringsten Level des Obst- und Gemüseverzehrs auf das höchste Level eine Zunahme der Zufriedenheit von 0,24 „life-satisfaction-points“, was in etwa gleichbedeutend mit den positiven Effekten eines Wechsels von der Arbeitslosigkeit in ein Beschäftigungsverhältnis sein soll. So kommt die Studie abschließend zu dem Ergebnis, dass der Konsum von bestimmten Lebensmitteln, insbesondere Obst und Gemüse, eine Investition in künftiges Wohlbefinden darstellen könne. Redzo Mujcic, Wissenschaftler an der University of Queensland und Autor der Studie, sieht die Untersuchungsergebnisse auch deshalb positiv, weil viele Effekte gesunder Ernährung sich normalerweise erst Jahre später äußern, hier habe man es aber mit einem unmittelbaren Erfolg zu tun. Das könnte die Motivation sich gesund zu ernähren, effektiver steigern als die traditionellen Botschaften, so Mujcic. Ob nun kurzfristig oder langfristig, die positiven Effekte von Obst- und Gemüseverzehr scheinen immerhin vielfältig zu sein: eine positive Nachricht bei sonst so zahlreichen Hiobsbotschaften zu unverträglichen, giftigen und krebseregenden Lebensmitteln. Originalpublikation: Evolution of Well-Being and Happiness After Increases in Consumption of Fruit and Vegetables Redzo Mujcic und Andrew J. Oswald, American Journal of Public Health, doi: 10.2105/AJPH.2016.303260; 2016