Die Monotherapie führt nicht bei jedem Patienten mit arterieller Hypertonie zum Erfolg. Forscher haben deshalb drei zugelassene Wirkstoffe in niedrigerer Dosierung kombiniert. Damit konnten sie bei deutlich mehr Patienten die Zielwerte erreichen.
Arterielle Hypertonien führen zur koronaren Herzkrankheit mit Herzinfarkten, Nierenversagen und Schlaganfällen: den wichtigsten Todesursachen in allen westlichen Ländern. Etwa 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland haben Bluthochdruck. Die Leitlinie nennt bei der Pharmakotherapie Diuretika, Betablocker, Calciumantagonisten, ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptorblocker. Ärzte stehen vor der Herausforderung, Patienten mit neu diagnostizierter arterieller Hypertonie richtig einzustellen. Sie brauchen nicht nur Geduld, sondern auch Patienten mit einer gewissen Adhärenz – schließlich verursacht Bluthochdruck erst einmal keine Beschwerden. Nicht immer werden die Behandlungsziele erreicht. Falls doch, benötigen Patienten mehrere Arzneistoffe, oft in steigender Dosierung. Diese Überlegungen veranlassten Ruth Webster vom George Institute for Global Health Sydney, mit Kombinationen zu experimentieren.
Sie nahm 700 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren und einem durchschnittlichem Blutdruck von 154/90 mmHg in ihre randomisierte klinische Studie auf. Alle Teilnehmer erhielten entweder die übliche Behandlung, also eine Monotherapie, mit steigender Dosierung, falls erforderlich. Alternativ kam Websters „Drei-in-eins-Pille“ mit Telmisartan (20 mg), Amlodipin (2,5 mg) und Chlortalidon (12,5 mg) zum Einsatz. Sie verwendete alle Wirkstoffe in halber Dosierung. Als Zielwerte definierte die Forscherin <140/90 mmHg oder bei Risikopatienten mit Vorerkrankungen <130/80 mmHg.
675 Patienten (96%) schlossen die Studie ab. Unter der Dreifachkombi erzielten 70% die vorher definierten Zielwerte, unter der klassischen Strategie waren es 55%. Der mittlere systolische bzw. diastolische Blutdruck nach sechs Monaten betrug 125/76 mmHg versus 134/81 mmHg. Insgesamt wurden 419 unerwünschte Ereignisse bei 255 Patienten beobachtet, und zwar bei 38,1% der Patienten mit Kombipille versus 34,8% bei Patienten mit der üblichen Behandlung. Dazu gehörten vor allem Schmerzen des Muskel-Skelett-Systems, Schwindel oder Synkopen. Ein wesentlicher Kritikpunkt von Arzneistoffkombinationen ist, dass Ärzte mehr Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Dieses Problem zeigte sich hier nur in geringem Maße.
Coautorin Anushka Patel sieht deshalb im neuen Ansatz mit drei Wirkstoffen eine große Verbesserung gegenüber der klinischen Praxis. „Die World Heart Federation hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2025 wird der Blutdruck weltweit um 25 Prozent sinken“, so Patel. „Die Dreifach-Pille könnte eine kostengünstige Möglichkeit sein, Ländern auf der ganzen Welt zu helfen, dieses Ziel zu erreichen.“