Um den Atmungstrakt der Haussäugetiere systematisch und topographisch verstehen zu können, muss vorab verstanden werden, wie die Atemluft überhaupt erst in den Körper gelangt, um nach erfolgtem Gasaustausch wieder aus dem Körper ausgetrieben zu werden. Die äußere Nase stellt die erste Barriere dar, die bei der Inspiration überwunden werden muss.
Anatomie
Die äußere Nase der Haussäugetiere ist im Gegensatz zur Nase der Menschen in die Konturen des Gesichtes einbezogen und überragt diese nur unwesentlich. An der Nase kann man folgende Abschnitte unterscheiden:
Die Nasenlöcher sind durch den rostralen Anteil des Nasenseptums (Septum nasi) voneinander getrennt. Dieser Abschnitt der Scheidewand ist knorpelig und leicht biegsam. Man bezeichnet ihn aufgrund seiner Eigenschaften auch als Pars mobilis septi nasi.
Ausprägungsformen
Morphologie
Neben den Sulci (Rinnen) und polygonalen Felder (Arae) befinden sich auch subkutane seröse Drüsen in der modifizierten Haut, welche die Nasenlöcher umgibt. Diese sind v.a. beim Wiederkäuer und Schwein anzutreffen, die dann in kleinen Grübchen (Foveolae) auf den polygonalen Areae münden. Beim Hund erfolgt die Befeuchtung des Nasenspiegels durch Sekrete der Nasenschleimhaut, wobei hier die Glandula nasalis lateralis eine besondere Stellung einnimmt.
Fleischfresser und kleine Wiederkäuer zeigen zudem eine tiefe mediane Lippenrinne (Philtrum), die sich weit in den modifizierten Hautbereich in der Umgebung der Nasenlöcher erstreckt. Beim Schwein ist diese Rinne deutlich kürzer ausgebildet, wohingegen sie beim Rind und Pferd nur angedeutet ist.
Nasenknorpel
Sowohl die Nasenlöcher (Nares) als auch der rostrale Abschnitt der Nase werden durch die Nasenknorpel (Cartilagines nasi externi) gestützt. Diese zeigen deutliche tierartliche Unterschiede. Die Nasenscheidewand (Septum nasi) endet rostral mit ihrer Pars mobilis septi nasi, die sich am dorsalen und ventralen Rand beiderseits in die Seitenwandknorpel (Cartilagines nasi laterales dorsales und Cartilagines nasi laterales ventrales) fortsetzt. Diese stützen den rostralen Abschnitt der lateralen Nasenwand, indem sie eine unvollständig ausgebildete Knorpelröhre formen und so für Halt sorgen.
Pferde zeigen einen nur gering ausgebildeten dorsalen Seitenwandknorpel (Cartilago nasi lateralis dorsalis) auf, wobei der ventrale (Cartilago nasi lateralis ventralis) gänzlich fehlt. Demzufolge besitzt der Nasengang nur von lateral keine knorpelige Stütze, weshalb diese Seitenpartie auch als „weiche Nase“ bezeichnet wird. Außerdem befindet sich am rostralen Ende des Nasenseptums (Septum nasi) des Pferdes der Flügelknorpel (Cartilago alaris), der auch mit diesem verbunden ist. Er zeigt eine kommaförmige Gestalt auf und besteht beiderseits aus einer dorsalen Platte (Lamina) und einem ventralen Horn (Cornu). Der Flügelknorpel (Cartilago alaris) kommt einer stützenden Funktion der Nasenlöcher nach, die er von dorsal, medial und ventral stützt, jedoch nicht von lateral.
Zwei weitere kleiner ausgebildete Knorpel ergänzen in tierartlich unterschiedlicher Ausbildung den Stützapparat des Naseneingangs (Nares).
Das Schwein und mitunter auch das Rind besitzen hierzu ein Rüsselbein (Os rostrale), das dem Nasenseptum vorn aufsitzt.
Nasenlöcher
Die Form der Nasenlöcher ist beim Fleischfresser rund angegeben und mit einem nach lateral gerichteten Schlitz ausgestattet. Schweine zeigen unregelmäßig rundliche Nasenlöcher (Nares) und kleine Wiederkäuer besitzen einen horizontal schlitzförmigen Naseneingang. Rinder besitzen ovale mit einer nach kaudolateral gerichteten Rinne versehene Nasenlöcher (Nares). Diese Rinne, die auch der Schlitz bei den Nasenlöchern beim Fleischfresser und kleinen Wiederkäuer darstellt, wird auch als Flügelrinne (Sulcus alaris) bezeichnet.
Die Flügelfalte (Plica alaris) ragt beim Pferd in den dorsalen Winkel des bei ruhiger Atmung halbmondförmigen Nasenlochs (Nares). Diese mit Knorpel gestützte Schleimhautfalte erstreckt sich vom rostralen Ende der ventralen Nasenmuschel (Concha nasalis ventralis) bis zur Platte der Cartilago alaris (Flügelknorpel). Gleichzeitig findet man dorsal der Flügelfalte das sogenannte „falsche Nasenloch“, das in die Nasentrompete (Diverticulum nasi) führt. Dieses Divertikulum stellt einen Hautblindsack dar, der sich vom dorsalen Winkel des Nasenlochs (Nares) bis zur Incisura nasoincisiva erstreckt.
Die Nasenlöcherränder der Pferde weisen eine große Flexibilität auf und werden bei verstärkter Atmung durch Zug des Musculus levator nasolabialis und Musculus caninis erweitert (Blähen der Nüstern).
(Literatur: Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2008)