Je früher Kinder an Typ-1-Diabetes erkranken, desto höher ist ihr Risiko, im späteren Leben einen Herzinfarkt zu erleiden. Das ist das Ergebnis einer schwedischen Studie. Die Autoren fordern, bei Risikopatienten früher als bisher Antihypertensiva und Lipidsenker einzusetzen.
Typ-1-Diabetes ist mit einer Prävalenz von etwa 0,4 % die häufigste Stoffwechselerkrankung in jungen Jahren. Das entspricht in Deutschland etwa 2.200 bis 2.300 Neuerkrankungen pro Jahr in der Altersgruppe von 0 bis 14. Die Neuerkrankungsraten steigen dramatisch um 3,9 % pro Jahr an. Davon sind 0- bis 4-Jährige besonders stark betroffen (plus 6,2 %), gefolgt von 5- bis 9-Jährigen (plus 3,5 %) und 10- bis 14-Jährigen (plus 2,7 %). Araz Rawshani von der Uni Göteborg fand jetzt heraus, dass der Erkrankungsbeginn unabhängig von der Erkrankungsdauer mit höheren kardiovaskulären Risiken in Verbindung steht.
Für seine Studie hat Rawshani Daten von 27.195 Personen mit Typ-1-Diabetes aus einem schwedischen Register analysiert. Sie wurden in Gruppen nach ihrem Alter bei der Diagnose, nämlich 0-10 Jahre, 11-15 Jahre, 16-20 Jahre, 21-25 Jahre und 26-30 Jahre, eingeteilt. Hinzu kamen 135.178 Personen ohne die Stoffwechselerkrankung als Kontrollen.
Während des Follow-Ups von 10 Jahren starben 959 Patienten mit Typ-1-Diabetes und 1.501 Personen der Kontrollgruppe. Diagnostizierten Ärzte einen Typ-1-Diabetes vor dem 10. Lebensjahr, war das Risiko einer koronaren Herzerkrankung und eines Herzinfarkts 30-fach erhöht. Sah sich Rawshani Patienten an, die erst im jungen Erwachsenenalter an Typ-1-Diabetes erkrankten, fand er 6- bzw. 5-mal höhere Risiken. Entscheidend war nach statistischer Korrektur das Alter zu Krankheitsbeginn.
Danach schätzte der Forscher statistisch ab, zu welchem Verlust an Lebenszeit die Folgeerkrankungen führen. Bei früher Diagnose verloren Männer 14,2 Jahre und Frauen 17,7 Jahre. Trat der Typ-1-Diabetes erst im jungen Erwachsenenalter auf, errechnete Rawshani 9,4 bzw. 10,1 Jahre. Die Kohorte zeigt lediglich Assoziationen und keine Kausalitäten. Eine weitere Schwäche ist die geringe Zahl an Ereignissen in beiden Gruppen. Was bringt die Erkenntnis Ärzten?
In einem begleitenden Kommentar schreiben Marina Basina und David M. Maahs von der Stanford University: „Diese Daten lenken unsere Aufmerksamkeit auf den Herzschutz bei Typ-1-Diabetes in jungen Jahren.“ Ärzte bräuchten jedoch „Bestätigung aus anderen Registern und klinischen Studien, um geeignete Therapien einzuleiten.“ Schon heute rät Naveed Sattar, Coautor der Studie, Betroffenen ab dem 30. bis 40. Lebensjahr häufiger Statine und Antihypertensiva zu verordnen. Dies sei aktuell nur bei 10 bis 20 % der Fall.