Patienten mit Chorea Huntington versterben meist 10 bis 15 Jahre nach dem Ausbruch der Krankheit. Heilen lässt sie sich bislang nicht. Jetzt sind Mainzer Forscher einen Schritt weiter: Sie konnten die Krankheit bei Mäusen mit einem Antidiabetikum stoppen.
Wissenschaftler der Universität Mainz haben im Tiermodell gezeigt, dass es durch den Einsatz von Metformin möglich ist, die Entstehung von Chorea Huntington bei Mäusen zu stoppen. Bei dieser schweren, autosomal-dominant vererbbaren Erkrankung führt ein Gendefekt zur Bildung eines fehlerhaften Proteins, das allmählich Gehirnzellen zerstört. Innerhalb von etwa 10 bis 15 Jahren nach Ausbruch der Krankheit versterben die Patienten. Familienangehörige von Betroffenen können zwar auf die Krankheit getestet werden, eine Therapie existiert bisher jedoch nicht.
Forscher in Mainz untersuchten nun einen neuen Ansatz: Die Erkrankung soll bereits vor dem Auftreten erster klinischer Symptome behandelt werden. Bei Mäusen mit Huntington-Mutation beobachteten die Wissenschaftler mithilfe hochauflösender Photonenmikroskope, dass im Gehirn der Tiere – lange bevor diese Symptome zeigten – einzelne Neuronen deutlich aktiver waren als die restlichen Neurone. In gesunden Kontrolltieren wurden solche hyperaktiven Zellen nicht gefunden.
„Weiterhin konnten wir zeigen, dass diese einzelnen hyperaktiven Zellen die Aktivität des gesamten Netzwerkes in Richtung Hyperaktivität verschieben“, erläutert Prof. Dr. Albrecht Stroh vom Institut für Pathophysiologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität. Aus ihren früheren Arbeiten war den Wissenschaftlern bekannt, dass das altbekannte Diabetes-Medikament Metformin auch eine neuroprotektive Wirkung haben kann. Im Tiermodell verschwanden nach der Gabe von Metformin sowohl die frühen Veränderungen des neuronalen Netzwerks als auch spätere Verhaltensauffälligkeiten der Mäuse.
In künftigen Studien wollen die Mainzer untersuchen, ob sich mit Metformingaben auch später auftretende Krankheitszeichen verhindern und Hirnnetzwerke stabilisieren lassen. Außerdem planen die Wissenschaftler eine Proof-of-Concept-Studie mit Huntington-Patienten, die sich in einem frühen Krankheitsstadium befinden. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, ob die orale Gabe von Metformin auch beim Menschen zur Reduktion des krankheitsverursachenden Proteins führt. „Wenn auch diese Untersuchungen erfolgsversprechend ausfallen, wäre der nächste Schritt zu untersuchen, ob durch Gabe von Metformin in sehr jungen Mutationsträgern die Huntington-Erkrankung tatsächlich aufgehalten werden kann“, erklärt Prof. Susann Schweiger, Direktorin des Instituts für Humangenetik. „Dies wäre ein großer Erfolg, der aber noch einige Zeit dauern kann.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.