Den Einstieg zu seinem Vortrag „Was kennzeichnet eine optimale Koloskopie?“, fand Dr. Hünger über eine Kampagne der Amerikanischen Gesellschaft für gastrointestinale Endoskopie (ASGE).
Im Darmkrebsmonat März 2017 machte die ASGE mit „Prep. Scope. Live!“ auf originelle Weise auf die Koloskopie aufmerksam: „Trinken des Abführmittels, eine Koloskopie wie im Schlaf und danach einfach weiterleben.“ Laut Hünger ist eine hohe Patientenakzeptanz für die Untersuchung sehr wichtig. Aus Sicht des Arztes sind aber auch Qualitätsparameter, wie die Sicherheit der Untersuchung und die Möglichkeit zur therapeutischen Intervention der Koloskopie, von hoher Relevanz.
Wie die Qualität der Koloskopie zukünftig verbessert werden kann, zeigt die jüngste Guideline zur Verbesserung der Koloskopie der European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) auf.1 Die untere Koloskopie wird in dieser Guideline in sieben Domänen unterteilt – von der Darmvorbereitung bis zur Nachsorge. Einige wurden mit Leistungskennzahlen versehen, um Untersuchern zukünftig als Benchmark zu dienen. Hünger ging in seinem Vortrag auf alle sieben Domänen ein, legte den Fokus aber auf die Darmvorbereitung.
Die Rate der adäquaten Darmreinigung ist laut Hünger ein wichtiger Parameter, da die ADR und die Zoekumintubationsrate davon abhängig sind.2 Beim Thema Darmvorbereitung spielt zum einen die Darmreinigung selbst, zum anderen die Bewertung des gereinigten Darms eine Rolle. Laut ESGE sollte die Mindestrate für eine adäquate Darmvorbereitung bei über 90 % liegen.1 Einfluss auf die Darmreinigungsqualität kann dabei durch die Wahl der Abführlösung genommen werden. Eine Untersuchung von Pohl et al. zeigt, dass durch eine Polyethylenglycol(PEG)-Lösung mit Ascorbinsäure und Natriumascorbat im Vergleich zu einer Natriumpicosulfat-/ Magnesiumcitrat-Lösung mit Magnesiumcitrat eine bessere Darmreinigung (98,5 % vs. 57,5 %) und eine höhere Polypendetektionsrate (51,5 % vs. 44,0 %) erreicht werden kann.3 Laut einer europäischen Consensus-Guideline aus dem Jahre 2013 sollte daher eine PEG-Lösung zur Vorbereitung verwendet werden.4 Obwohl in Europa noch häufig 4L verwendet werden, hat sich in Deutschland laut Hünger die 2L-PEG-Lösung bereits durchgesetzt.
Um die Qualität der Darmreinigung letztendlich adäquat zu bestimmen, sollten bei jedem Screening, aber auch bei therapeutischen Darmspiegelungen, einer von verschiedenen validierten Scores verwendet werden.1 Als Beispiel brachte Hünger den Boston Bowel Preparation Scale (BBPS) an. Studiendaten von Clark et al. zeigen, dass nur eine exzellente Darmreinigung (BBPS 2/3 auf das jeweilige Segment bezogen) ausreichend ist, um Adenome > 5 mm sicher zu detektieren.5 Vom BBPS hängt außerdem die Empfehlung für die Folgeuntersuchung ab. Bei einem niedrigen BBPS in nur einem der drei Segmente, sollte in jedem Fall früher rekoloskopiert werden. Diese Punkte sprechen dafür, den Score bei der Koloskopie standardmäßig zu berücksichtigen.
Die optimale Koloskopie erfolgt somit nach sorgfältiger und konsequenter Darmreinigung durch einen Untersucher, der die anerkannten Qualitätskriterien kennt und berücksichtigt. Um im Austausch mit anderen Ärzten die verschiedenen Qualitätsstandards europaweit zu erheben und zu verbessern, lud Hünger stellvertretend ein, sich am ECQI-Projekt (European Colonoscopy Quality Investigation) zu beteiligen.
Referenzen: 1. Kaminsky et al. Endoscopy 2017;49(4):378-397. 2. Froehlich et al. Gastrointest Endosc 2005;61: 378–384. 3. Pohl et al. PLoS One 2015;10(5):e0126067. 4. Mathus-Vliegen et al. CMRO 2013;29:931-45. 5. Clark et al. Gastroenterology 2016;150:396-405.
DE/NOR/0417/0706