Spendernieren von Patienten mit Hepatitis C können genauso gut wie Nieren von gesunden Spendern transplantiert werden. Das belegt eine aktuelle Studie, in der nicht-infizierte Patienten eine Niere von Hepatitis-C-infizierten Menschen erhalten hatten.
In Deutschland gibt es zu wenig Organspender. Eine aktuelle Studie aus der Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine, die vom Pharmakonzern Merck finanziert wurde, besagt: Patienten, die dringend eine Niere brauchen, können auch ein Organ erhalten, das mit Hepatitis C infiziert ist.
Für das Experiment erhielten 20 nicht-infizierte Patienten ein Organ eines Hepatitis-C-Patienten. Die Teilnehmer hatten zuvor in die Transplantation einer Niere von infizierten Spendern mit anschließender Therapie eingewilligt. Bei allen Teilnehmern konnte die Hepatitis-C-Infektion erfolgreich therapiert werden. Sie wurden nach der Transplantation mit antiviral wirksamen Medikamenten behandelt. Es handelt sich hier wenig überraschend um ein Medikament von Merck: Zepatier ist eine Wirkstoff-Kombination aus Elbasvir und Grazoprevir, die im Januar 2016 von der FDA zugelassen wurde.
Die Studie startete 2016 am Penn Medicine, dem Medical Center der University of Pennsylvania. Von zehn Teilnehmern stehen nun bereits Behandlungsergebnisse zur Verfügung, die zeigen, wie der Gesundheitszustand der Patienten nach zwölf Monaten Therapie aussieht. Für die anderen zehn konnten Daten der letzten sechs Monate ausgewertet werden. Alle Patienten konnten nicht nur von dem Virus geheilt werden, ihre Nieren arbeiten zudem genauso erfolgreich wie die von gesunden Spendern, so die Studie. Sämtliche Teilnehmer berichten von einer guten Lebensqualität.
Diese neuen Erkenntnisse machen insbesondere Spendebedürftigen, denen jahrelange Wartezeiten und Dialyse bevorstehen, Hoffnung. Die Forscher betonen die Notwendigkeit einer größeren und längerfristigen Studie, die die Sicherheit und Effektivität der Methode genauer untersucht, zeigen sich aber zuversichtlich. Bereits 2017 startete ein weiterer klinischer Versuch mit Patienten, die auf eine Herztransplantation warteten. Auch dieses Pilotprojekt wurde von Merck finanziell unterstützt, die Ergebnisse sehen bisher vielversprechend aus.
Mit Vorbehalt spricht sich auch der Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten am Uniklinikum Schleswig-Holstein für diesen Schritt aus. „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die betrachtete Transplantation sicher ist“, sagte er dem Ärzteblatt, betonte aber auch, dass man erst noch ausschließen müsse, dass Resistenzen gegen die Hepatitis-C-Medikamente entstehen könnten. Außerdem fordert er so wie die American Society of Transplantation ein Register für gespendete Nieren von Hepatitis-C-Patienten.