Es erinnert an die uralte Frage: Was war zuerst da? Sicherlich ist es kein medizinisches Geheimnis, dass Patienten mit Herzinsuffizienz häufiger einen Schlaganfall erleiden. Aber: Einer aktuellen deutschen Studie zufolge soll auch ein Schlaganfall das Risiko einer Herzschwäche erhöhen. Erweist sich das als wahr, könnten zukünftig Medikamente intervenieren, bevor es zur kardialen Belastung kommt.
Herzerkrankungen sind bekannte Risikofaktoren für ischämische Schlaganfälle. Doch Hinweise lassen auch auf eine umgekehrte Wechselwirkung der Krankheiten schließen, deren Mechanismus noch nicht gänzlich verstanden wird. Die Besonderheit: untersucht wurden nicht die akuten Folgen, sondern die Einflüsse eines Schlaganfalls auf die Herzfunktion über Monate hinweg.
Mäuse zeigen wichtige Ergebnisse
In der Studie wurde in den Köpfen junger und alter Mäuse ein 30-minütiger Schlaganfall in der rechten Hemisphäre des Gehirns induziert. In den folgenden acht Wochen wurde die Herzfunktion mittels Echokardiographie und anderen hämodynamischen Messungen beobachtet. Anschließend verabreichte man ihnen den Betablocker Metoprolol, ein Medikament zur Behandlung von Herzinsuffizienz, welches den Herzmuskel beruhigt.
Folgen des zerebralen Infarkts auf Herzfunktion: Die Ejektionsfraktion der linken Herzkammer wurde reduziert und das Volumen des linken Ventrikels erhöht - die Belastung des Herzens stieg an. Die niedrige Pumpleistung korrelierte mit dem Untergang rechtshemisphärischen Nervenzellen und weiterem Gewebe im Insularbereich.
Signifikante Feststellung: eine erhöhte Sympathikusaktivität. Dieser Teil des Nervensystems bereitet den Körper auf Gefahr und Flucht vor und erhöht Herzschlag, Blutdruck und Muskelspannung.
Therapie: Die Behandlung mit Metoprolol verhinderte die Ausbildung der chronischen Herzmuskelschwäche: Indem die sympathische Aktivierung gehemmt wurde, kam es zu keiner Beeinträchtigung des Herzgewebes.
Bedeutung für den Patienten
Der zugrunde liegende Mechanismus ist wahrscheinlich auf erhöhte Katecholamin- und Cortisolniveaus in den Basalganglien und dem Herzgewebe zurückzuführen. Eine Überaktivität des Sympathikus sorgt mit folgenden Myokardverletzungen und Funktionsstörung des Herzens für die Probleme der Mäuse – und vielleicht auch der Patienten?
Gleichzeitig zur Tierstudie führen die Forscher eine klinische Studie durch, deren Ergebnisse bald erwartet werden. Sollte sich der Zusammenhang zwischen Schlaganfall und chronischer Herzinsuffizienz bestätigen, hat dies große Konsequenzen für Nachuntersuchungen. Somit sind nicht nur neurologische Tests relevant, sondern auch die Überwachung des Herzens - wenn nicht sogar eine frühzeitige pharmakologische Intervention mit Betablockern.
Quellen: