Endlich ist es soweit - nächste Woche ist Frühlingsanfang! Die Tage werden länger, die Sonne kommt raus. Es könnte alles so schön sein, aber mit steigenden Außentemperaturen kommt auch eine Stimmung, die vielen Menschen schwer zu schaffen macht – Die Frühjahrsmüdigkeit. Doch was genau sorgt für die ausgeprägte Abgeschlagenheit?
Verantwortlich für die Lethargie zu Beginn des Frühlings sind unsere körpereigenen Hormone Serotonin und Melatonin. Serotonin, auch als Glückshormon bekannt, ist im Körper für die Regulation des Stimmungs- und Schmerzempfindens verantwortlich. Unter Einwirkung von Licht wird Serotonin produziert – in der Hormondrüse des Gehirns, dem Hypothalamus. Die Produktion des Serotonins hängt von der Länge und der Intensität der Lichteinstrahlung ab. Je länger sich der Körper dem Tageslicht aussetzt, desto mehr Serotonin wird freigesetzt.
Die Folge: Wir fühlen uns wacher und aktiver.
Ursachen für die auftretende Müdigkeit im Frühjahr
Das Hormon Melatonin, auch bekannt als Schlafhormon, ist für das Müdigkeitsempfinden in der Nacht verantwortlich. Ähnlich wie beim Serotonin wird auch die Erzeugung von Melatonin maßgeblich von der Lichtintensität beeinflusst. Die Melatoninproduktion ist also direkt an die Ausschüttung des Hormons Serotonin gekoppelt. Die fehlende Lichteinstrahlung im Winter versetzt den Körper somit in eine temporäre Phase des „Winterschlafs“. Folge: Wir werden schneller müde und geschwächt. Vielen bekannt als Winterdepression.
Anders sieht es im Frühjahr aus, dann nimmt die Tageslänge zu und die Produktion an Melatonin wird mit der vermehrten Produktion von Serotonin gedrosselt.
Dieser Hormonumschwung wird von vielen Menschen als Ungleichgewicht des Körpers empfunden. Häufiger auftretende Symptome des Wetterumschwungs im Frühjahr sind daher Schwindel, Herz-Kreislaufprobleme oder erhöhte Müdigkeit.
Eine weitgehend stärker ausgeprägte Form der Frühjahrmüdigkeit beschreibt in der Medizin das Phänomen der Saisonal Abhängigen Depression (SAD).
Die Ursachen einer SAD sind von vielfältiger Natur und werden, analog zur Frühjahrsmüdigkeit, mit der Abnahme des Vitamin-D- und Serotoninspiegels im Körper begründet.
Forscher der University of Vermont National Institute of Mental Health, stellten erst kürzlich fest, dass knapp drei Viertel der Betroffenen Patienten Frauen sind. Lethargie, übermäßiges Essen, Gelüste nach Kohlenhydraten, und eine depressive Verstimmung sind häufige Symptome der SAD.
Vergleichbar mit der Frühjahrsmüdigkeit handelt es sich bei der SAD um keine anerkannte Krankheit nach ICD-Klassifizierung. Vielmehr handelt es sich um ein temporäres Ungleichgewicht des Körpers, das je nach Ausprägung der Symptomatik individuell behandelt werden kann. Die Behandlungsmöglichkeiten für betroffene Patienten umfassen sowohl pharmakotherapeutische als auch nonpharmakotherapeutische Interventionen.
Die Behandlung durch pharmakotherapeutische Mittel, wie der anerkannte Wirkstoff Bupropion, haben einen unmittelbaren Anstieg des Serotoninspiegels im Blut zur Folge und konzentrieren sich ferner auf die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer. Die Nonpharmakotherapie setzt hingegen auf eine eigene Regulation des Körpers durch Lichteinstrahlung. Während diese Therapieformen sinnvoll zur Behandlung von Winterdepressionen sind, müssen bei der Frühjahrsmüdigkeit andere Maßnahmen ergriffen werden:
Was tun gegen die Frühjahrsmüdigkeit?
1. Studien belegen, dass regelmäßige Spaziergänge von ca. 45 Minuten Dauer an der frischen Luft die Serotonin-Produktion ankurbeln und das Gefühl der Müdigkeit wirksam reduzieren.
2. Eine erhöhte Vitamin D-Zufuhr unterstützt den Organismus und schützt vor Risikofaktoren verschiedener Krankheiten, unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Malignome und Immundefekte.
Mit diesen Tipps kann der Frühling dann auch in vollen Zügen genossen werden - Natürlich nur, bis die Patienten über hohe Temperaturen im Sommer und die damit verbundene Schlappheit klagen. Aber das ist ein anderes Thema.
Quellen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD011269.pub2/full
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/ppc.12256/full
https://www.gesundheit.de/familie/freizeit-und-zuhause/sicher-und-entspannt-durch-fruehjahr-und-sommer/fruehjahrsmuedigkeit