Neu entdeckte Kanäle im Schädel scheinen Knochenmark und Hirnhaut unmittelbar miteinander zu verbinden. Die winzigen Gänge ermöglichen eine rasche Immunreaktion im Hirn, so die Vermutung eines amerikanischen Forscherteams.
Bisher waren sie unbekannt, nun entdeckte ein Forscherteam vom Massachusetts General Hospital neue Strukturen im Schädelknochen. Dabei handelt es sich um vaskuläre Tunnel, winzige Gefäße, die sich von der inneren Schädeloberfläche bis zu den Meningen spannen. Zuvor wurde angenommen, dass Leukozyten vom Knochenmark der Extremitätenknochen aus zum Hirn gelangen. Doch die Leukozyten nehmen offensichtlich einen viel kürzeren Weg.
Kürzlich publizierte das Team von Neurowissenschaftlern die neuen Studienerkenntnisse. Dazu untersuchten sie Mäuse mit einer Hirnentzündung oder nach einem Schlaganfall. Hier wandern neutrophile Granulozyten vom Knochenmark des Schädels aus über die „Rettungswege“ direkt zum betroffenen Hirnareal – und nicht vom Knockenmark der Tibia aus. Das konnten die Forscher mithilfe spezieller Markierungen zeigen.
Darüber hinaus sank sechs Stunden nach dem Schlaganfall die Zahl der neutrophilen Granulozyten im Knochenmark des Schädels, während ihre Zahl in der Tibia unverändert blieb. Die Studienautoren interpretieren dies als Hinweis auf eine lokale Immunantwort. Um schlussendlich herauszufinden, wie die Abwehrzellen direkt zur Hirnoberfläche gelangen, untersuchte das Team die Schädel der Versuchstiere genauer. Dabei machten sie die winzigen Kanäle ausfindig. Im gesunden Zustand strömt das Blut durch diese Mikrotunnel in Richtung der Markhöhlen des Schädels, nach einer Hirnverletzung fließen Immunzellen „gegen den Strom“ zu den Hirnhäuten.
Ähnliche Kanäle konnten die Forscher anschließend bei menschlichen Patienten nachweisen. Als nächstes wollen sie herausfinden, welche Zelltypen noch über die Kanälchen in Hirnrichtung wandern und welche Rolle diese im Zusammenhang mit Hirnerkrankungen spielen.