Aberglaube und Magie bestimmten lange die Heilkunst. Wer waren die Vordenker der modernen Pharmazie, und wie beeinflussen sie die Apotheke heute?
Die Suche nach Heilmittel gegen Krankheiten und Beschwerden ist genauso alt wie die Menschheit selbst. Dienten anfangs noch rein instinktive Maßnahmen, wie das Lecken von Wunden zur Versorgung, kam es schon bald zu einer animistisch-dämonistischen Vorstellung von Krankheiten. Dabei wurden Beschwerden als Bestrafung der Götter oder im Zusammenhang mit bösen Geistern gesehen.
Die Heilkunst war lange Zeit von Magie und mysteriösen Mixturen bestimmt. Als eine der ältesten und berühmtesten Arzneien gilt Theriak. Entwickelt wurde die Medizin von König Mithridates VI (132 – 63 v. Chr.), der aus Angst vor den damals üblichen Giftanschlägen nach einem Gegenmittel suchte. Er experimentierte mit verschiedenen Giften und testete die Mixturen an Tieren, Verbrechern und sich selbst. Theriak war noch lange nach seinem Tod ein beliebtes Allheilmittel. Im Laufe der Zeit wurde die Rezeptur immer wieder verändert und neue Komponenten wie Opium hinzugefügt. Die wichtigste Zutat war jedoch getrocknetes Vipernfleisch.1
Der Glaube versetzt Berge Klöster spielten in der Geschichte der Heilkunst ebenfalls eine zentrale Rolle. Kein Wunder, denn die Mönche sammelten, übersetzen und kopierten nicht nur Unmengen von Wissen aus der griechisch-römischen Antike, sie nahmen sich auch der Krankenpflege und Versorgung an. Das Gesamtwerk des griechischen Arztes Galen (ca. 130 – 200 n. Chr.) übt zweifellos großen Einfluss auf die Pharmziegeschichte aus.
Obwohl sich viele seiner Gedanken – wenig originell – an Hippokrates orientierten, schaffte er ein so umfangreiches Werk und ein medizinisches System, das bis in die Neuzeit als Basis der Medizin und Heilkunde diente. Von ihm stammen die Viersäftelehre (Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle) sowie detaillierte Lexika über Angaben und Wirkungen von Arzneimitteln- und Pflanzen. Galen benutze auch erstmals den Begriff „apotheca“, meinte damit aber einen Lagerraum, in dem er nicht nur Arzneien, sondern auch Bücher aufbewahrte.2
Arzt und Apotheker waren lange Zeit dieselbe Person. Hier zeigte sich Kaiser Friedrich II. als „politischer Pionier“ und legte im 13. Jh erstmals per Konstitution die Trennung der beiden Bereiche gesetzlich fest. Ziel war es, Interessenskonflikte zu vermeiden. Ebenso geregelt wurden die Rechte und Pflichten der Apotheker und deren Überwachung durch die Behörden. Diese Maßnahme wurde zum Vorbild und setzte sich rasch in Europa durch.3
Sola dosis facit venenum: Allein die Dosis macht das Gift4
Etwa im 15. Jahrhundert fokussierten sich Gelehrte verstärkt auf eine wissenschaftliche Betrachtungsweise der Arzneien. Man begann, alchemistische Labortechniken wie Destillation und Sublimation anzuwenden, um die eigentlichen Wirkstoffe zu isolieren.
Der Schweizer Arzt und Forscher Paracelsus interessierte sich für Alchemie und brachte chemische Substanzen in die Behandlung ein. Er kritisierte die damals gängigen Methoden der Medizin, die aus den Annahmen der Antike und des Mittelalters stammten und setzte sich für die empirische Überprüfung durch die Beobachtung der Natur und die Durchführung von Experimenten ein. Für viele seine Ideen erhielt er jedoch erst nach seinem Tod Anerkennung und ebnete den Weg für die moderne Heilkunde und organische Chemie.5
Die Fortschritte in der Chemie verhalfen auch der Pharmazie zur weiteren, ständig andauernden Entwicklung. Ein weiterer Durchbruch gelang dem Chemiker Friedrich Wöhler, der 1828 erstmals synthetischen Harnstoff herstellte. 100 Jahre später entdeckte Alexander Flemming das Penicillin.
Quellenangaben
1 Rudolf Schmitz, Geschichte der Pharmazie 1. Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. S. 558f
2 Rudolf Schmitz, Geschichte der Pharmazie 1. Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. S. 187 und 189
3 Rudolf Schmitz, Geschichte der Pharmazie 1. Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. S. 508
4 Bekanntes Zitat von Paracelsus (Philippus Theophrastus Paracelsus, 1493 – 1541)
5 http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Biographien/Paracelsus