Heute ist Welt-Diabetes-Tag. Seit 15 Jahren gibt es strukturierte Behandlungsprogramme für Diabetes. Was haben sie gebracht, und wo können Patienten und Ärzte noch auf Verbesserungen hoffen?
Medikamente, Arztbesuche und dazwischen immer wieder die Sorge, dass die Krankheit schlimmer werden könnte: Chronisch kranke Menschen wie Diabetiker haben in ihrem Alltag schon genug zu kämpfen. Drei kleine Buchstaben können dabei eine große Hilfe sein: DMP, kurz für Disease-Management-Programm.
Diese Behandlungsprogramme bringen Struktur in die Therapie; Behandlung, Reha und Pflege werden mit bestimmten Leitlinien aufeinander abgestimmt. Der Patient bekommt eine speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Behandlung – und das steht bei den Diabetikern in den vergangenen Jahren immer höher im Kurs.
Rund 4,14 Millionen Patienten waren im vergangenen Jahr im DMP Diabetes mellitus Typ 2 eingeschrieben, beim Typ 1 waren es 193.760. Zum Vergleich: Im Jahr 2006 vertrauten 1,95 Millionen Diabetiker des Typs 2 und 29.000 Betroffene des Typs 1 auf das DMP. Damit hat dieser digitale Helfer bereits die klare Mehrheit der etwa 6,7 Millionen Menschen, die in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt sind, überzeugt. (Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 23.10.2017)
Großteil der Diabetes-Kosten lässt sich vermeiden
Die DMP-Teilnahme ist natürlich absolut freiwillig, für die Teilnehmer liegen die Vorteile aber klar auf der Hand. Allen voran: die Kosten. Eine Diabetes-Erkrankung ist nicht nur körperlich und seelisch belastend, sie ist auch teuer. Rund 35 Milliarden Euro fließen jedes Jahr in die Behandlung, die Pflege, die Arbeitsunfähigkeit und die Frührente von Betroffenen. Eine enorme Summe, wie aus einem Bericht der Deutschen Diabetes Gesellschaft und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hervorgeht.
Die gute Nachricht: Der Großteil der Kosten lässt sich vermeiden. Sage und schreibe 80 Prozent der Ausgaben entstehen laut Bericht nicht etwa durch die eigentliche Diabetes-Behandlung, sondern durch schlecht eingestellten Diabetes und daraus entstehende Begleiterkrankungen. Durch eine DMP-Teilnahme muss es gar nicht erst so weit kommen. Die zusammenarbeitenden, vernetzten Ärzte und Therapeuten haben den Verlauf der Krankheit immer genau im Blick und können auf Veränderungen rasch reagieren.
Eine mögliche Verschlimmerung der Krankheit wird dadurch entweder vermieden oder zumindest verlangsamt. Die Mediziner haben somit mehr Zeit für den Patienten und seine ganz individuellen Beschwerden.
Feste Therapieziele, regelmäßige Kontrollen
Und viele Patienten bekommen den Erfolg zu spüren. Bei einer Befragung von 1000 DMP-Teilnehmern des Diabetes Typs 2 durch den AOK-Bundesverband gab ein Drittel an, dass sich der Gesundheitszustand und die Selbstkontrolle verbessert hätten. Für 44 Prozent hatte sich die Behandlung merklich gebessert. Ein Teil des DMP ist das Festlegen von Therapiezielen sowie Kontrollen in gewissen Abständen.
Die befragten Typ-2-Patienten hatten auch hier durchaus Positives zu berichten: 95 Prozent von ihnen waren regelmäßig beim Augenarzt, während bei 88 Prozent die Füße in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal untersucht wurden. Patienten, die am DMP teilnehmen, entwickeln ein ganz neues Gesundheitsbewusstsein, sie werden in Entscheidungen mit eingebunden, und müssen sogar seltener in die Notaufnahme.
Ärzte können sich bei ihrer KV für die Teilnahme an einem DMP anmelden. Mehr Infos rund um die existierenden DMPs, Voraussetzungen und Finanzierung: http://www.kbv.de/html/dmp.php.