Der Verdacht auf Brustkrebs hat sich bei der 54-jährigen Frau von letzter Woche bestätigt. Nach einer interdisziplinären Tumorkonferenz werden der Patientin die empfohlenen therapeutischen Schritte dargelegt. Dr. Riedel erklärt im zweiten Teil seines Patientenfalls das weitere Vorgehen.
Den ersten Teil des Artikels gibt es hier.
Das Ergebnis
Nach 5 Tagen stellt sich die Patientin, wie vereinbart, erneut im Brustzentrum zur Befundbesprechung vor.
Der Verdacht auf Brustkrebs hat sich leider bestätigt. Der pathologische Befund weist in der Biopsie Anteile eines invasiv-duktalen Mammakarzinoms (NST, „non-special-type“) mit mittelgradiger Differenzierung („Grading“ = G2) nach. Bezüglich der untersuchten immunhistochemischen Parameter zeigt sich, dass der Tumor Hormonrezeptor-positiv ist (Östrogen-Rezeptor 90 %, Progesteron-Rezeptor 80 %). Der HER2-neu-Status ist negativ (1+), der Proliferationsmarker „Ki-67“ ist mit 60 % im stark erhöhten Bereich.
Die Therapie-Empfehlungen:
Da auf Basis der histopathologischen Ergebnisse bereits eine interdisziplinäre Tumorkonferenz (sog. „Tumorboard“) im Brustzentrum stattgefunden hat, kann der Arzt der Patientin konkret die empfohlenen therapeutischen Schritte, welche nun auf sie zukommen, darlegen.
Bezüglich des operativen Vorgehens wird mit der Patientin eine brusterhaltende Therapie (BET) mit Segmentresektion nach sonographischer Drahtmarkierung sowie die Sentinel-Lymphonodektomie („Wächter-Lymphknoten-Entfernung“) nach radioaktiver Markierung besprochen.
Die Patientin wird darauf hingewiesen, dass die Sentinel-Lymphonodektomie (SLND) ein diagnostisches Verfahren darstellt, welches das Ziel hat, mit möglichst hoher Sensitivität bei möglichst geringer Morbidität eine Aussage über einen möglichen Befall der axillären Lymphknoten zu geben. Der oder die Wächterlymphknoten werden nach radioaktiver Markierung gezielt im Rahmen der BET entfernt und dem Pathologen zur histologischen Aufarbeitung und Beurteilung zur Verfügung gestellt.
Falls sich wider Erwarten histologisch ein Befall des Wächterlymphknotens zeigen sollte, muss sich ggfs. eine komplettierende Zweit-OP zur Entfernung der restlichen axillären Lymphknoten der betroffenen Seite anschließen.
Die Pat. wird bereits zum jetzigen Zeitpunkt darüber aufgeklärt, dass bei einem brusterhaltenden operativen Vorgehen eine postoperative Bestrahlung („Radiatio“) der Brust zur Reduktion des Wiederauftretensrisikos (Rezidiv-Risiko) notwendig sein wird.
Aufgrund der hohen Proliferationsrate (Ki67 mit 60 %) wird der Patientin eine präoperative (neoadjuvante) Chemotherapie empfohlen. Die neoadjuvante Chemotherapie hat gegenüber der adjuvanten Chemotherapie den Vorteil, dass unter laufender Therapie das Ansprechen der Therapie in regelmäßigen Ultraschall- und/oder Mammographie-Kontrollen sichergestellt werden kann.
In diesem Rahmen werden folgende Empfehlungen ausgesprochen:
Abb. 5.: Applikationsinstrument für O-Twist-Clipmarker
In der Zwischenzeit hat sich die Patientin selbst ausführlich über die Erkrankung informiert, so dass sie mit dem Arzt viele ausstehende Fragen bezüglich des weiteren konkreten Vorgehens besprechen kann.
Autor: Dr. med. Fabian Riedel Universitäts-Frauenklinik Heidelberg Im Neuenheimer Feld 440 69120 Heidelberg fabian.riedel@med.uni-heidelberg.de